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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 13

Norderney Kurier (Serie erschien vom 04.07.2014 - 06.03.2015)

Feierabend, Klönschnack und Skat in der Seehospiz-Kantine - Hochdeutsch nur vor Vorgesetzten gesprochen.

Während des Krieges von 1914 bis 1918 und auch danach haben die Norderneyer Wehrmänner zusammengehalten. Es war schon eine große Leistung im menschlichen Zusammenleben, wenn 135 Mann aus allen Schichten der Bevölkerung, wo ja jeder jeden kennt, kaserniert werden.

Diese Kameradschaft wurde nach dem Krieg im privaten Leben fortgeführt. Viele schlossen sich dem Kriegerverein an und bildeten dort eine eigene Abteilung. Hieraus ging dann eine "Salut-Gruppe" hervor, die bei Beerdigungen eines verstorbenen Kameraden am offenen Grab dreimal Salut schoss. Jeder Salut Schütze trug eine graue Windjacke mit schwarzer Hose und schwarzen Schuhen sowie die Norderneyer blaue Tuchmütze als Kopfbedeckung.

Nach der Beerdigung marschierten sie in einer Dreierreihe zum Vereinslokal zurück. Das Vereinslokal war das Café Fröhle (Kleiner Saal im ersten Stock.) Ihre Weltkriegsgewehre durften sie laut Versailler Vertrag behalten und die wurden in Stahlschränken einschließlich der Munition (Platzpatronen) im Vereinslokal aufbewahrt.

Dieser Ritus wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 beibehalten. Leider ist von dieser Abteilung kein Bild vorhanden. War der Verstorbene noch Mitglied der Norderneyer Freiwilligen Feuerwehr, und es waren damals viele Norderneyer Männer der Inselwache "Feuerwehrmann und Landsturmmann", so wurde der Sarg unter abklingendem Trommelwirbel in die Gruft herabgelassen und nachkommend spielte die Feuerwehrkapelle am offenen Grab zunächst einen Choral und danach das Lied "Vom guten Kameraden". Danach hielt der Pastor seine Trauerandacht.

Kantine "Seehospiz"

Gleich zu Beginn der Einquartierung im August 1914 wurde eine Kantine eingerichtet. Hier trafen sich nach Feierabend die Wehrmänner auf ein Bier, hielten einen Klönschnack und spielten ihr Lieblingsspiel Skat. Der Verkauf der Getränke und so weiter ging nur gegen bar. Der Kantinenwirt war ein Zivilist und von Beruf Kellner.

Silvester 1915

Dass die Kameradschaft überall gepflegt wurde, zeigt auch eine Szene der Silvesternacht im Jahr 1915. Das unten stehende Bild zeigt die Silvesterfeier mit einem "Prosit Neujahr 1916" und einem der Vorgesetzten (lange Pfeife) im Kantinenraum. Tabak und Bier waren für die Soldaten ein Lebenselixier. Gleichzeitig wurde so auch die Kameradschaft mit allen gepflegt, denn sie war sehr wichtig. Die Umgangssprache war Plattdeutsch. Nur wenn der Vorgesetzte dabei war, wurde Hochdeutsch gesprochen.

Einige Norderneyer auf ihrer "Stube" (Schlafsaal) in Feierabendlaune.

Einige Norderneyer auf ihrer "Stube" (Schlafsaal) in Feierabendlaune.

"Prosit Neujahr 1916" im Kantinenraum.

"Prosit Neujahr 1916" im Kantinenraum.

Die Kantine im Seehospiz

Die Kantine im Seehospiz war für viele Kameraden auch ein Ort der Zusammenkunft. Hier gab es Klönschnack und Skat, aber vor allem Tabak und Bier.

"Nu mutten wi ooK mal weer na Huus hen"

Eine Überlieferung von Helmut Ihmels, Sohn von Heinrich Ihmels (Ordonnanz bei der Inselwache 1914 1918):

Joffre (Johann Visser) und sein Kamerad Adam Günther waren am späten Nachmittag am Oststrand auf Streife. Das Wetter war rau und nasskalt. Da die Norderneyer durch alle Ohren gebrannt sind, kam bei Johann Visser (Joffre) der Gedanke auf, jetzt die Gelegenheit zu nutzen, um nach Hause zu gehen und der Familie in der Maybachstraße einen Besuch zu machen. Seine Gedanken, wie sie es anstellen sollten, erzählte er seinem Kameraden Günther. Der war sofort von der Idee begeistert und sagte: "Ja, dat moaken wi nu, de annern up Station salln sük woll wunnern, wenn wi nee in veer Stün weer torüch sünd." Die Streifenwache auf Strandgang war in einem Vier-Stunden-Rhythmus von der Gruppenführung eingeteilt, danach erfolgte die Ablösung. Joffre und Günther liefen auf das Meer zu. Da gerade Ebbe lief, machten sie bei Halbzeit der Tide halt und liefen Rückwärts in den gleichen Fußstapfen zurück zur Dünenkette in den Sand. Von da ab ging es nach Hause. Vorher verabredeten sie noch, sich am anderen Morgen um 6 Uhr am Januskopf des Nordstrandes wieder zu treffen. Nun waren aber die vier Stunden Streifendienst der beiden Streifengänger vorbei und sie hatten sich noch nicht zurückgemeldet. Nach einer Stunde Wartezeit schlug der wachhabende Gruppenführer Alarm und gab eine Vermisstenmeldung an seinen Kompanieführer in der Kaserne Seehospiz. Der wiederum löste sofort Gefechtsalarm aus und die ganze Kompanie wurde in Marsch gesetzt, um die beiden Kameraden zu suchen. Sie waren entsetzt, als sie die Fußstapfen sahen, die zum Meer hinführten, aber keine wieder zurück. Die Suche hatte keinen Erfolg und es zog eine große Besorgnis bei den Norderneyern ein: Was ist da bloß passiert? Am nächsten Morgen dann eine große Freude bei den Stationskameraden, als Joffre und Günther sich zurückmeldeten - und die große Frage vom Gruppenführer: "Wo wart ihr denn so lange? Die ganze Kompanie hat nach euch gesucht." Joffre antwortete: "Es kam eine schwarze Katze (Nebel) auf und da haben wir uns Verlaufen und haben in einem geschützten Dünental übernachtet." Ob die Führung das glaubte? Ihre Stubenkameraden jedenfalls hatten das Spiel sofort durchschaut. Diese Episode wurde bis weit nach dem Krieg bei Zusammenkünften immer wieder erzählt.

Die beiden Strandläufer Adam Günther und Johann Visser.

Die beiden Strandläufer Adam Günther und Johann Visser.


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