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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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2. Teil

Ostfriesischer Kurier (Serie erschien vom 17.01. - 11.04.2015)
Georg Kampfer: Akte Strobach - Geistlicher wird mit einem Strick um den Hals gefunden

Er beauftragte sodann den Berumer Notar Gerhard Schmid und den Hager Chirurgen Johannes Siemens, sich in "aller Eyl" auf die Insel zu verfügen, "…den Körper besagten Pastoris zu besichtigen, und im Fall daran einige Merkmahle eines erlittenen gewaltsamen Todes" zu bemerken, umgehend darüber zu berichten und "unter Zuziehung des dortigen Vogtes die Sache auf das genaueste und mit Fleiß" zu untersuchen. Amtmann Hess bat sodann den Fürsten in Aurich um weitere Instruktionen und erhielt die Anweisung, die Leiche zunächst visitieren (4) und nötigenfalls sezieren zu lassen und sie anschließend den Angehörigen "zur beliebigen Beerdigung" zu übergeben.

Amtmann Hess informierte nun auch den Pastor Pancratius Voigting in Hage über den Tod des Norderneyer Pastors. Voigting war nicht nur dessen Amtsbruder, sondern auch Schwiegervater und als Großvater damit nun zuständig für die vier Waisenkinder im Norderneyer Pastorenhaus. Voigting beschaffte sich umgehend einen Sarg und ein Fuhrwerk und traf Vorbereitungen für die Fahrt nach Norderney. Damals war es üblich, dass die meisten Güter und Personen bei Niedrigwasser mit Pferdewagen über das Watt zur Insel transportiert wurden.

Die Norderneyer indes waren überzeugt, dass ihr Pastor Strobach nicht durch Mord, sondern durch Selbstmord vom Leben zum Tode gekommen war. Sie waren entsetzt, denn ein Selbstmord galt als Todsünde und der Selbstmord eines Pastors war an Sünde eigentlich nicht mehr zu überbieten. Nach der damals geltenden Auffassung brachte ein Selbstmord Schande und Unheil über die Gemeinde. Selbstmörder wurden nachts ohne jede kirchliche Zeremonie durch denTotengräber verscharrt. Wer die Leiche eines Selbstmörders auch nur berührte, riskierte "unrein" und damit zum Außenseiter der Gesellschaft zu werden.

Freitag, 2. Februar

Bereits einen Tag nach dem Tod des Pastors waren Notar Schmid und Chirurg Siemens auf der Insel erschienen und hatten sich zusammen mit dem Norderneyer Vogt und der "Jungfer Voigting" (5) zur Pastorei begeben. Die Männer brachen die vom Vogt gleich nach der Todesnachricht versiegelte Tür auf und gingen "mit einem angezündeten Lichte in die Cammer".

Schmid berichtete einen Tag später, am 3. Februar, seinem Amtsleiter in Berum, dass sie sich sodann dem Bette näherten,

"… worinnen der Cörper des erwehnten Pastoris Strobachs befindlich, welchen wir dann nach wohlgenommenem Augenschein diesergestalt vorgefunden; daß Er nemlich den oben am bette mit einer dünnen Leine oder schmalem Taue befestigten sogenannten Lichter oder Aufheber /: welcher von Wollen, bey nahe eines Daumens dick, gantz rund und dicht ist :/ und deßen unterster Theil um den Halß dergestalt gebunden, daß der unten an dem heber (6) vorhandene Knopf hinten in den Nacken um das andere alda anschießende (7) Theil mit einem Strick zugemachet und also gantz feste um den Halß zu sammen gestricket ist, so daß der Kopf vorne über niederwärts gebogen; dabey im übrigen aber der Cörper nach dem Augenschein nach gerade auf im bette auf den Knien sitzend befunden…"

(4) untersuchen
(5) Es dürfte sich um eine Tochter des Hager Pastors handeln, die gleich nach der Todesnachricht nach Norderney gekommen war, um sich um die Kinder zu kümmern
(6) Aufheber, Lichter
(7) anschließende


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