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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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5. Teil

Ostfriesischer Kurier (Serie erschien vom 17.01. - 11.04.2015)
Georg Kampfer: Akte Strobach - Geistlicher wird mit einem Strick um den Hals gefunden

Daraufhin versuchte es Pastor Voigting mit christlichen Argumenten. Er erinnerte, dass Jesus Christus vom Volk zunächst als Verbrecher angesehen und deshalb gekreuzigt worden sei. Trotzdem hätten sich damals barmherzige Menschen gefunden, die ihn vom Kreuze abgenommen und bestattet hätten. Es war vergeblich. Die Insulaner fürchteten um ihren guten Ruf und meinten, dass sie, "…wenn sie jetzt das Ihnen zugemuthete verrichten würden, bey anderen dadurch geschändet und geschmähet würden". Die Versammlung ging auseinander.

Kurz darauf startete Husius auf Verlangen Voigtings einen zweiten Versuch. Er rief die Insulaner noch einmal zusammen und drohte ihnen nun mit einer Geldstrafe von fünf Gulden, falls sie sich seinen Anordnungen widersetzten. Auch das war vergeblich. Die Insulaner meinten, es sei völlig überflüssig gewesen, sie "…dieser Sache wegen (…) wieder zusammen zu berufen, weilen Sie sich nicht dazu verstehen könten und wollten" und gingen wieder nach Haus.

Der Pastor lag weiter tot in seiner Kammer, mit einem Strick um den Hals.

Sonntag, 4. Februar

Am nächsten Morgen war es dann Notar Schmid, der noch einmal versuchte, einige tonangebende Insulaner dazu zu bewegen, sich den amtlichen Anordnungen zu fügen. Die riefen jedoch durch Glockengeläut alle Insulaner zusammen und alle erklärten dann gemeinsam, dass sie nicht von ihrem Beschluss abzubringen seien. Auch als der Notar nachdrücklich auf die möglichen bösen Folgen ihrer Befehlsverweigerung hinwies, trat kein Stimmungsumschwung ein und Siebold Frerichs erklärte sogar, "…daß er sich lieber seinen Kopf wollte weghauen als geschehen laßen, daß seine Kinder" unter dem schlechten Ruf ihres Vaters leiden müssten. Im Übrigen würden sie gern erst mal eine schriftliche Ausfertigung der Anordnungen erhalten, die man ihnen vorgelesen hatte.

Es war nichts zu machen. Die Norderneyer hielten halsstarrig an ihrem einmal gefassten Beschluss fest.

Pastor Voigting war es inzwischen gelungen, seine mitgebrachten Fuhrleute dazu zu bewegen, den Sarg ins Pastorenhaus zu tragen. Notar Schmid und Vogt Husius kümmerten sich nun um den Nachlass des toten Pastors, inventarisierten, verschlossen und versiegelten Schränke und Türen. Sodann wussten Schmidt, Siemens und Voigting nicht mehr weiter und machten sich auf den Weg zum Festland, um von dort weitere Instruktionen oder Hilfe zu bekommen. Die kam ihnen jedoch schon im Watt entgegen in Form eines Expresswagens mit dem Berumer Amtmann Hess, der auf dem Weg nach Norderney war. Die Männer berichteten dem Amtmann über das "unbillige und unchristliche Verfahren der Insulaner" und Hess entschied, nun gemeinsam zur Insel zu fahren.

Dort gegen Abend angekommen, ließ Hess alle Insulaner erneut zusammenrufen und drohte jedem, der nicht bereit war, die Leiche zu entkleiden, mit einer Strafe von nunmehr zehn Gulden. Resigniert musste er aber feststellen: "Es hat aber solches alles nichts verfangen wollen, sondern es haben die Insulaner sich darauf berufen, daß Sie Deputierte nach Aurich geschicket hätten, und also, bevor solche wieder angelanget, diesem Befehl nicht zu parieren gedächten."

Damit zeigte sich ein weiter es Motiv für die ablehnende Haltung der Norderneyer: Die Inseln waren "Herrenland", persönliches Eigentum des Fürsten, und die Insulaner meinten, dass sie deshalb nur dem Fürsten zu gehorchen hätten und nicht irgendwelchen Amtmännern.

Amtmann Hess glaubte, noch ein drittes Motiv zu erkennen: "So viel ich aus allen Umständen bemerket, scheint es, als wenn der Voigt und die Insulaner gegen den gewesenen Prediger Strobach auch nach seinem Tode noch Rache ausüben wollen."


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