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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 15

Norderney Kurier (Serie erschien vom 27.10.2017 - 09.11.2018)

Männer mit Charakter

Viele Norderneyer "Mannslüü" waren durchweg eigen und das nicht zu knapp. Diese Eigenschaft wurde ihnen nicht angeboren, sondern es brachte die Zeit mit sich. Das Leben von damals können sich viele der heutigen Bewohner gar nicht vorstellen. Was heute gang und gäbe ist, war früher für die Bewohner Utopie.

Erst ab 1883 führte Bismarck die Sozialversicherungsgesetze ein. Bis dahin musste jeder Einwohner sein Leben für sich meistern. Bei den Fischern gab es schon eine gewisse Solidarität, wenn jemand in Not geriet. Hierzu bedarf es innerhalb der Familie eines großen Zusammenhalts nach dem Motto: "Zu zweit (Mann und Frau) lässt sich der schwere Lebenskarren leichter durch eine von Gott gegebene Zeit ziehen".

Wegen der täglichen Belastung in der damaligen Zeit, für die Familie den Lebensunterhalt zu erarbeiten, entwickelte sich bei den Männern ein Charakter, der nur auf einer Insel gedeihen konnte. Jeder kannte jeden. Man wusste, wie der Nachbar sich benahm, und war gegenüber allem Fremden zunächst skeptisch und abwehrend. Daher auch das Wort "Fremdskiet" (fremde Scheiße).

Nach dem damaligen Gesetz war nur der Mann als Haushaltsvorstand eingetragen und bei Geldgeschäften musste nur er unterschreiben. Da es damals keine gesetzliche Gleichberechtigung gab (das Wort kannten manche gar nicht) und die Männer ohne ihre Frauen nicht auskommen konnten, entstand der Slogan: "Ich bin der Herr im Haus, was meine Frau sagt, wird getan." Mit diesem Spruch sind viele immer gut gefahren. Dazu bedurfte es für viele keines Gesetzes. Gefährlich wurde es unter Männern, wenn sie in Streit gerieten, denn Toleranz, Neid und Missgunst standen mitunter auch auf der Tagesordnung. Wenn dann keine Einigkeit erzielt werden konnte, grüßten sich die beiden Kontrahenten unter Umständen ihr Leben lang nicht mehr. Dieses Phänomen gibt es heute auch noch. Ich kenne noch alte Norderneyer, die sagten: "Wenn ein Norderneyer einmal Nein sagt, dann bleibt es dabei." Auf der anderen Seite waren sie sehr fürsorglich, und wenn die Chemie passte, gab es wenig Differenzen.

Mit ihrer Obrigkeit konnten sich die Norderneyer nur selten anfreunden. Trotzdem wurden die sogenannten Honoratioren der Insel wie der Doktor, der Lehrer und der Pastor mit großem Respekt behandelt. Der Handwerksmeister wurde nur mit seinem Titel "Meister" und seinem Nachnamen angeredet. Ein "Du", wie es heute praktiziert wird, gab es früher nicht. Dieses Verhalten ist eine Folge der schnelllebigen Zeit und der Trend geht heute schon wieder zu der alten Methode.

Ein "Hallo" in der Anrede in einer E-Mail wird heute schon bei vielen Norderneyern mit einem "Moin" oder "Guten Tag" ersetzt. Es klingt wärmer und liest sich herzlicher. Erfreulicherweise sind die formgerechten Anreden "Sehr geehrte Frau und sehr geehrter Herr" geblieben.

Heute sind die Charaktere der Männer vielseitiger, und für alte Norderneyer gilt dann: "Trau, schau, wem!"

Johann Henning (Weißer Riese, Siebter von links)

Johann Henning (Weißer Riese, Siebter von links) im Mai 1974 mit seinem Kommando nach der Einweihung des Gerätehauses am Wasserturm. Seine Kameraden gaben ihm den Beinamen.

Umzug 1938

Die Kaufmannschaft beim Umzug 1938 mit Bent Rass (Bent Öl, links).

Dr. Erik Dietrich

Dr. Erik Dietrich (Doktor Du) in seinem Sprechzimmer. Nach der Familiengründung baute er in der Oderstraße 2 sein Haus.

Umzug 1938

Carl Theodor Rass (Edelweiß, Nummer 11) hat sich beim Umzug 1938 der Malerinnung angeschlossen.

Meister Müller (Burlala)

Meister Müller (Burlala) war Mitglied der Feuerwehr Norderney. In Kameradenkreisen wurde von ihm diese Anekdote erzählt: Während eines runden Geburtstages brachte ihm der Musikzug ein Ständchen. Das Kommando kam und gratulierte. Müller war Junggeselle und sein Haushalt war sehr einfach eingerichtet. Als das Kommando in der Stube Platz nahm, griff Müller unter den Tisch. Dort stand eine mit Wasser gefüllte Zinkwanne, in der Bier und Schnaps lagen: "Das ist mein Kühlschrank", sagte Müller.

Handwerkertag 1925

Die Bäckerinnung auf dem Handwerkertag 1925. In den Jahren verkaufte Bäckermeister Anton Valentin (Backer Liefpien) seinen Betrieb an Bäckermeister Hinrich Eberhardt. Die Gesellen und Lehrlinge der Innung ließen zur Erinnerung vor der alten Bäckerei Valentin an der Ecke Winter- / Chausseestraße ein Foto machen.


Johann Janssen (Lüttji David

Johann Janssen (Lüttji David, Zweiter von rechts) 1925 mit seinen Mitarbeitern auf dem Hof vor seiner Werkstatt.

Backer Liefpien (103)
Anton Valentin, Winterstraße 15, war Bäckermeister und hatte die Bäckerei Ecke Winter/Schulstraße. Warum er diesen Namen abkriegte, ist heute nicht mehr zu erfahren. Vielleicht hat er einmal etwas gebacken, was Bauchschmerzen verursachte.

Bent Öl (104)
Bent Rass, Damenpfad 4, war Lagerhalter für Betriebsstoffe. Er verkaufte am Hafen Schmieröl, Petroleum, Schiffsfarben und später Heizöl. Seinen Sohn Bent nannte man Benti.

Bonno Kanon (105)
Bonno Fastenau, Langestraße 7, hatte ein Bauunternehmen. Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Artillerie und war Soldat bei einer Geschützstellung, die auch an Fronteinsätzen teilnahm.

Burlala (106)
Johann Müller, Kirchstraße 24, war Schuhmachermeister. Während der Arbeit in seiner Werkstatt sang er immer das niederdeutsche Volkslied "Burlala", das die Geschichte eines Bauernjungen erzählt. So bekam er von seinen Kunden diesen Beinamen. Müller war ein fröhlicher Mann und ein Genießer guter Zigarren.

Lüttji David (107)
Johann Janssen, Langestraße 21, war Tischlermeister. Er hatte zu seiner Zeit die modernste Tischlerei mit einem großen Maschinenpark auf der Insel. Er war von kleiner Statur, konnte aber schwere Arbeiten verrichten. Deshalb hat er aus der Bibelgeschichte David gegen Goliath den Namen David bekommen.

Weißer Riese (108)
Johann Henning, Bogenstraße 7, war Malermeister und von 1969 bis 1980 Stadtbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Norderney. Als er Wehrführer war, kam das neue Waschpulver "Weißer Riese" auf den Markt. Da er auffallend groß war und weiße Haare hatte, war der Beiname schnell gefunden.

Doktor Du(109)
Dr. med. Erik Dietrich, Oderstraße 2, war zuerst zusammen mit Dr. Hesse praktischer Arzt. Später machte er sich selbstständig und hatte seine Praxis in der Luciusstraße 31. Er sprach fließend plattdeutsch und redete seine Patienten sofort mit "Du" an. Diese Vertraulichkeit kam bei den Norderneyern an und so erhielt er seinen Beinamen.

Edelweiß (110)
Carl-Theodor Rass, Gartenstraße 27, hatte eine Wäscherei und machte mit dem Alpen-Edelweiß Reklame für seine saubere Wäsche. Bekannt war er mit seiner Wippe (Handwagen), die einen hölzernen Aufbau hatte.


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