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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 29

Norderney Kurier (Serie erschien vom 27.10.2017 - 09.11.2018)

Straßenreinigung gestern und heute

Seit um zirka 1800 die ersten Bürgersteige auf der Insel gepflastert wurden, wurde es zur Bürgerpflicht, seinen Straßenanteil bis 7 Uhr morgens zu fegen. Soweit die Verordnung der Gemeinde. Kosten fielen nicht an. Wegen der wachsenden Gästezahl wurde vermehrt auf eine große Sauberkeit der Bürgersteige geachtet, damit die Herrschaften und der Adel sauberen Fußes flanieren konnten.Vor allem der neu gegründete Gemeinderat unter dem ersten gewählten Gemeindevorsteher Zimmermeister Inke Tjards Ihnken legte Wert darauf.Der Gehweg war nur für die Fußgänger vorgesehen, und so hatten die Norderneyer auch gleich einen Ökelnaam (Spitznamen) für die schmale Steinpflasterung parat: Sie bekam den Beinamen Kinnerstraat. Kinderstraße deshalb, weil die Kinder darauf ihre Spiele spielten. Außerdem war sie so schmal gebaut, dass nur zwei Personen nebeneinander gehen konnten.

Nachdem 1857 die hannoversche Gemeindeverordnung auf Norderney eingeführt wurde, ging in der Badesaison die Polizeigewalt an den jeweiligen Badekommissar. Die preußische Polizeiwache an der Knyphausenstraße 7 wurde erst 1912 in der Ortskarte eingetragen. Einer dieser Beamten, der Oberlandjäger Schweers, hat einem Neubürger - dem Konditormeister Jupp Fröhle - am 2. Juni 1931 ein Strafmandat überreicht. Der Tatbestand war, dass Fröhle den Bürgersteig seiner Straßenseite in der Wilhelmstraße für seine angepachtete Konditorei, das Café Haag, um 9.50 Uhr noch nicht gereinigt hatte. Die Geldstrafe betrug 3,70 Reichsmark (RM) oder einen Tag Haftstrafe. Fröhle, ein freundlicher Mensch, wollte nicht einsehen, dass er im Unrecht war. Daraufhin nahm er sich den Rechtsanwalt Heuer in Norden und klagte dagegen. Doch Fröhle verlor den Prozess und musste jetzt für die entstandenen Kosten seiner Widrigkeit 50 RM bezahlen. Damals auch schon viel Geld.

Heute hat man sich an die Straßengesetze des Landes Niedersachsen zu halten. Am 20. Dezember 2006 wurde für Norderney zudem ein eigenes Straßenreinigungsgesetz unter dem Bürgermeister Ludwig Salverius geschaffen. Zu der Zeit hieß das Verwaltungsbüro noch Ordnungsamt. Heute, wo die Welt ohne Computer in der Verwaltung nicht mehr auskommt, heißt das Büro offziell "Fachbereich II Bürgerdienste". Das Rathaus bezeichnet sich jetzt als ein "virtuelles Rathaus". Es soll das Verwaltungssystem vereinfachen. Für den Bürger aber, der etwas über Personen erfahren möchte, ist es ein Horror, denn um das Wort Datenschutz kommt er nicht herum.

Die Zuständigkeit für den ruhenden Verkehr ist dem Fachbereich II überlassen, und deren Amtsträger übernehmen heute eine Art Polizeigewalt mit "beschränkten Befugnissen" - so wie damals die "Grünröcke". Sogar äußerlich werden die heutigen Ordnungshüter mit einer Kleidung ausgestattet, die einer Dienstbekleidung der Polizei nahe kommt. Dieses System funktioniert auf Norderney, wobei heute nicht unbedingt die nicht gereinigten Straßen geahndet werden - denn für die Reinigung muss gezahlt werden. In diesem Jahr wurden auf einer Ratssitzung wegen der Kostenerhöhung in der Straßenreinigung die Gebühren um rund 20 Prozent erhöht.

Jupp Fröhle, der sich 1919 auf der Insel niedergelassen hatte und 1924 das Haus von der Norderneyer Bank (früher Koppel & Weinberg) in der Poststraße erwarb und dort sein Café aufbaute, würde heute vielleicht sagen: "Die Sahne-Rum-Torte wird ab morgen 1,6 Prozent teurer."

Eilert Visser

Auf dem Bild steht Eilert Visser (190) an der Ecke Post- zur Bäckerstraße. Visser war ein Norderneyer Original und mit sich und der Welt zufrieden. Er hatte immer ein freundliches Wort auf den Lippen, wie man an seinem Gesichtsausdruck erkennen kann. Bei Bäcker Meinders haben sie ihm sicher etwas Leckeres gegeben, damit er die Ecke dort sauber hält. Visser war beim Bauhof der Gemeinde für die Straßenreinigung angestellt. Er war bei den Norderneyern geachtet und beliebt.

Eilert Visser

Der Straßenkehrer Eilert Visser (190) in der Brunnenstraße bei der Arbeit. Für die Reinigung der Bürgersteige waren die Hausanlieger zuständig.

Willi Janssen

Das Foto, ein Ausschnitt des Maiumzugs 1938 mit der Belegschaft von Eilt Wessels, zeigt Willi Janssen (194).

Lehrer Hagedorn

Lehrer Hagedorn (192) auf einem Foto des Lehrerkollegiums von 1912.

Luisenstraße 22

Um 1927 zog Heinrich Bruns (191) mit seiner Familie zu seiner Schwiegermutter Gesine Schmidt in die Georgstraße 3. Er pachtete den Eckladen in der Luisenstraße 22 von Theodore Wienholz und führte dort das vergrößerte Andenken- und Spielwarengeschäft weiter. Das Bild zeigt ihn um 1935 (mit Hut) vor der Ladentür.

Basar-Meile um 1905

Der Kaufmann Heinrich Bruns (191) stammte aus Geestemünde und heiratete Margarete Gesine, Tochter von Dietrich und Gesine Schmidt. Der Schwiegervater hatte ein großes Kolonialwarengeschäft im Damenpfad 28. Dietrich Schmidt baute um 1905 im Damenpfad 33 die "Villa Westend", die von der jungen Familie Bruns bewirtschaftet wurde. Heinrich Bruns eröffnete laut Adressbuch von 1905 im Basar-Gebäude ein Andenken- und Spielwarengeschäft. Die Ansichtskarte aus dem Besitz seines Enkels Jochen Pahl zeigt den Laden in der Basar-Meile um 1905.

Edo Meyer

Edo Meyer (189, rechts) mit seinem Schwager Jann Holz. Der Milchverkauf wurde damals von Haus zu Haus ausgeführt. Der freie Platz vor dem Eiskeller von Bier de Vries in der Winterstraße 17 war Wendeplatz und der Ort zum Austausch der Milchkannen.

Melk Meyer (189)
Edo Meyer, Schulzenstraße 6, war Knecht auf der Domäne des Landwirts Heyen am Leuchtturm. In den 1930er-Jahren kaufte er das Haus von Frau Kampen in der Schulzenstraße 6, und machte sich als Milchhändler selbstständig. Auf Norderney gab es zu der Zeit etwa sechs Milchhändler. Seine Kundschaft gab ihm den Beinamen "Melk Meyer".

Peerschkietfeger (190)
Eilert Visser, Seilerstraße 14, war einer der ersten Straßenkehrer auf der Insel. In all den Jahren, in denen die Pferdefuhrwerke auf Norderney das Haupt-Verkehrsmittel waren, hat die Gemeinde Norderney für die Beseitigung der Hinterlassenschaft (Schkiet) der Pferde (Peer) solche amtlichen Straßenkehrer eingestellt. Visser trug eine Schirmmütze mit schwarzweiß- roter Kokarde. Die Gemeinde hatte auch einen speziellen Handwagen zur Aufnahme der "Fegsel" angeschafft. Die Insulaner gaben Visser wegen seiner Tätigkeit den Beinamen "Peerschkietfeger".

Puppen Heini (191)
Heinrich Bruns, Georgstraße 3, hatte um 1935 in der Poststraße das größte Spielwarengeschäft auf der Insel. Dort gab es eine große Auswahl von Puppen, hauptsächlich "Käte-Kruse-Puppen." So bekam er von den Norderneyern den Beinamen mit der Abkürzung Heini für Heinrich.

Slaatje (192)
Ulbertus Hagedorn, Halemstraße 12, war Lehrer und Organist. Er war ein großer Freund des Kautabaks (Slaatje). Dabei musste er öfter den Tabaksaft ausspeien, und vielleicht haben die Norderneyer ihm deshalb diesen Namen gegeben. Leider ist die genaue Begründung nicht mehr zu ermitteln.

Schorsche (193)
Georg Reiners, Langestraße 20, war Arbeiter und um 1905 auch Gaslaternenanzünder. Die Norderneyer nannten ihn Schorsche nach seinem Vornamen Georg. Heute werden noch viele Norderneyer Schorsch genannt. Es kommt beim Plattdeutschen leichter über die Lippen, obwohl es hierfür keine plattdeutsche Entsprechung gibt.

Senator (194)
Willi Janssen, Osterstraße 1, war Vorarbeiter in der Tischlerwerkstatt der Baufirma Eilt Wessels in der Gartenstraße. Janssen war ein kräftiger Mann und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für die SPD in den Stadtrat gewählt. Er hatte eine gebildete Art, die er auch nach außen hin erscheinen ließ. Dazu passte der Beiname Senator.


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