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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Für aktiven Küstenschutz 1400 ha Salzwiesen als Deichvorland gewonnen

BuschlahnungDie dem Deich vorgelagerten Salzwiesen mit ihrer geschlossenen Pflanzendecke haben seit jeher eine große Bedeutung für den Küstenschutz. Dieses Deichvorland dient in hervorragender Weise der Deichsicherheit, weil es bei Sturmfluten die Energie der heranrollenden Wellen bricht, den Wellenauflauf auf den Deich erheblich verringert und die Sicherheit der Deiche so beträchtlich erhöht. Es vereinfacht auch die Erhöhung und Verstärkung der Deiche und macht darüber hinaus den Bau eines schweren, aufwendigen Fußdeckwerkes unnötig und ermöglicht auf diese Weise eine erhebliche Kostenverringerung. Ein Deichvorland verbessert die Deichsicherheit außerdem beträchtlich, weil es die Auswirkung eines Deichbruches begrenzt und ein schnelles Schließen der Bruchstelle erleichtert.

Wichtig ist das Deichvorland außerdem für die Gewinnung von salzverträglichen Grassoden, die für die Reparatur von ausgeschlagenen Stellen auf der Deichaußenböschung unentbehrlich sind. Für die Entnahme von geeignetem Kleiboden und salzverträglichen Grassoden zur Deichreparatur und Deichverstärkung muß jederzeit genügend Deichvorland zur Verfügung stehen. Wegen der großen Bedeutung des Deichvorlandes für den Küstenschutz hat das Niedersächsische Deichgesetz die Erhaltung und Pflege sowie das Gewinnen von Deichvorland vorgeschriebän, sofern es nicht in ausreichender Breite vorhanden ist. Bereits 1754 hatte aus diesen Gründen der Deichrichter Albert Brahms in Jever zur Erhaltung des Deichvorlandes aufgerufen.

Als Beispiel für die große wellendämpfende Wirkung des Deichvorlandes sei ein Meßergebnis aus der Sturmflut vom 3. Januar 1976 wiedergegeben: Am Seedeich ohne Deichvorland (auch Schardeich genannt) bei Ostermarsch östlich von Norden betrug der Wellenauflauf nahezu drei Meter, während zur gleichen Zeit bei Neßmergrode hinter einem 400 Meter breiten Vorland- und Anwachsbereich nur knapp ein Meter Wellenauflauf gemessen wurde (siehe Skizze).

WellenauflaufDie Bedeutung des Küstenschutzes für Ostfriesland erkennt, wer sich klarmacht, daß 70 Prozent des Landes als sturmflutgefährdet einzuordnen ist. Alle Städte Ostfrieslands, ja sogar die Stadt Aurich, liegen ganz oder teilweise unterhalb des derzeit zu erwartenden höchsten Sturmflutwasserstandes, dem Bemessungswasserstand der schützenden Deiche. Den gesetzlichen Auftrag zur Erhaltung und Gewinnung von Deichvorland erfüllt an der ostfriesischen Küste die Niedersächsische Wasserwirtschaftsverwaltung. Sie hat seit Jahrzehnten die Gewinnung von Deichvorland aktiv zu betreiben. Um das Ablagern der Sedimente und dadurch das Anwachsen von Deichvorland zu ermöglichen, müssen sogenannte Lahnungsfelder zur Verringerung der Wasserbewegungen angelegt werden. Lahnungen, auch Schlengen genannt, werden seit alters her gebaut, indem zwei Pfahlreihen in etwa 50 Zentimeter Abstand so in das Watt gerammt werden, daß dazwischen Buschbunde gepackt werden können, die durch einen oberen Draht gesichert werden müssen. Diese 60 bis 70 Zentimeter hohen Lahnungen umschließen Felder von 200 mal 100 Meter Größe. Durch Öffnungen an der Seeseite tritt das mit Sedimenten beladene Wasser während jeder Tide ein und fließt bei Ebbe nach Ablagern des mitgeführten Schlicks wieder ab. Auf niedrigen Wattflächen sind schwerere Bauweisen aus Natursteinen oder Beton notwendig, um die Sedimentationsfelder wirkungsvoll gegen Seegang und Strömung zu schützen.

Vor der ungefähr 120 Kilometer langen Seedeichstrecke Ostfrieslands gibt es lediglich drei kurze Teilstrecken im südlichen Dollart, in der südlichen Leybucht und östlich der Hafenanlage von Neßmersiel, auf denen die natürliche Wasserberuhigung ausreicht zur natürlichen Anwachsbildung, und zwar hinter ausgedehnten Flachwasserbereichen und im Schutze der Buhnen bzw. der Hafenanlagen. Nur auf diesen Strecken erübrigt sich ein Lahnungsbau.

LahnungenSeit 1950 konnten an der Festlandsküste Ostfrieslands durch die aktive Vorlandgewinnung rund 1400 Hektar Salzwiesen gewonnen werden. Insgesamt finden sich 1985 an dieser Küste und auf den Ostfriesischen Inseln rund 3500 Hektar Salzwiesen. Weitere 700 Hektar Anwachsflächen landen gerade auf und sind schon mit Queller (Salicomia herbacea) und Schlickgras (Spartina townsendll) bewachsen, werden jedoch bei Mitteltidehochwasser noch überflutet.


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