--> 

NorderneySeiten-Ende

53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

Das Jahr 1398Das Jahr 1797Das Jahr 1849Das Jahr 1862Das Jahr 1873Das Jahr 1948Das aktuelle JahrHilfe/Info

Insel/Stadt | Bilder/Prospekte | Daten/Fakten | Kunst/Kultur

Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine

Bodenstab (Bau) | Fliegerhorst | Freiwillige Feuerwehr | Giftbude | Haus Ihnken, Damenpfad | Hotel Germania | Inselkirche | Kinderkurheim Arnsberg | Kurverwaltung | Norderneyer Badezeitung | Norderneyer Schulen | OLB | Postamt | Reederei Norden Frisia | Seehospiz | Stadtwerke | Tischlerei Stürenburg | Wilhelm-Augusta-Heim

Seite Betriebe und Einrichtungen | Norderneyer Badezeitung

Seite zurückInhaltnächste SeiteFenster schliessen
 
 
Seite 17

30.06.2018 - 150 Jahre Norderneyer Badezeitung

Am 1. Oktober 1949: Die Badezeitung ist wieder beim Leser

Am 1. Oktober 1949 erschien nach langer Zwangspause wieder die Norderneyer Badezeitung. Sie wurde von den Norderneyern sehr vermisst. Viel hatte sich durch die letzten Jahre des Nationalsozialismus und die Nachkriegsjahre verändert.

Norderney war nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1946 durch die britische Rheinarmee besetzt. Auf der Insel hatte das Leave Center das Sagen. Viele Gebäude und Bädereinrichtungen wurden beschlagnahmt. Norderney lag wirtschaftlich am Boden, und viele Flücht linge wurden auf Insel untergebracht und mussten versorgt werden.

Die Militärverwaltung hatte 1945 einen Gemeindebeirat mit 20 politisch unbescholtenen Norderneyer Bürgern bestellt. Bürgermeister Carssen Lührs, der 1933 von den Nationalsozialisten abgesetzt und in staatliche Stellen in Ostfriesland zwangsversetzt worden war, wurde zum Bürgermeister und Badedirektor berufen. Er musste allmonatlich der Militärregierung auf der Insel eine Zustandsbeschreibung übermitteln.

1946 gab es eine erste freie Wahl. Der erste seit der Weimarer Republik demokratisch gewählte Bürgermeister war der Sozialdemokrat Jakob Mai (bis 1948). Zur Hauptsaison gelang es dann - im bescheidenen Maße - den Badebetrieb wieder anlaufen zu lassen. Wie es in einer Denkschrift der Inseln hieß, gestalte sich der Reiseverkehr sehr schwierig. Die für die Kurgäste benötigten Lebensmittel konnten kaum herangebracht werden. So wurde ernüchternd zur wirtschaftlichen Ertragslage festgestellt: "Daher musste auch in den Jahren 1946, 1947 und 1948 ohne Ertrag gearbeitet werden. Was wiederum für die städtische Einnahmeseite bedeutete, dass die Gewerbesteuer ausfiel."

Bezüglich der hohen Flüchtlingszahlen wandte sich der Bürgermeister 1947 mit einer Zustandsbeschreibung hilfesuchend an den Norder Oberkreisdirektor. Er nannte insgesamt 7.249 Personen, die sich auf der Insel aufhalten würden. Neben der ständigen Bevölkerung von 5.600 verwies er auf 1.694 Flüchtlinge. Sie seien vorwiegend in Hotels und Logierhäusern untergebracht sowie 187 in der Meiereikaserne und 80 in Unterkunftsbaracken, da in den Privathaushalten keine nennenswerte Zahl von zusätzlichen Betten bereitstünde. Die Fremdenbetten würden aber für Kurgäste gebraucht. Zugleich wurden weiterhin Lebensmittel und Brennstoffe benötigt. Die fünf Bauernhöfe auf der Insel könnten höchstens fünf Prozent der landwirtschaftlich benötigten Nahrungsmittel decken. Die neun Fischerboote könnten nur in unbedeutender Weise zur Versorgung beitragen.

Immer wieder mussten die Inselverantwortlichen den höheren Stellen klarmachen, dass allein der mit dem Seebadebetrieb verbundene Fremdenverkehr eine ausreichende Erwerbsquelle sein könne. 1948 wurde der allseits geschätzte Geschäftsmann Josef Ernst (FDP) Bürgermeister.

Erst mit der Währungsreform, als die Reichsmark ungültig wurde und jeder ein Kopfgeld von 40 Deutsche Mark bekam, ging es schnell aufwärts. Gäste kamen wieder und Norderneyer vermieteten selbst ihre eigenen Betten in dieser Notzeit, um an Geld zu kommen. Viele schliefen in der Saison im Keller oder im Schuppen.

Nach dem Wiedererscheinen der Norderneyer Badezeitung ging es auch mit der Soltauschen Buchdruckerei und seinen Mitarbeitern kontinuierlich aufwärts.

Die Mutterfirma Otto G. Soltau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich von Hans Schulze geführt. Die Druckerei in Norden erlebte insbesondere als Auftragnehmer für die Firma Doornkaat einen steilen Aufstieg.

Die Chefredaktion hatte Rudolf Boden übernommen. Um den Wünschen der Gäste Rechnung zu tragen, wurde der Norderneyer Badekurier geschaffen - eine regelmäßig erscheinende Gästezeitschrift mit einer Auflistung der angereisten Gäste. In dieser informativen und werbewirksamen Service-Zeitschrift, die in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung herausgegeben wurde, konnten sich per Inserat Inselbetriebe mit ihrer Angebotspalette vorstellen. Das Gästeheft wurde zum Spiegel eines vielfältigen Gästeangebotes.

Die Insel verbesserte 1950 maßgeblich ihre Infrastruktur. Die tendenzielle Verschlechterung der ortsnahen Strände, der dann fortdauernd mit Strandaufspülungen begegnet wurde, führte zur Schaffung von Strandanlagen an der "Weißen Düne". Zum Ostbadestrand wurde die sogenannte Betonstraße (Karl-Rieger-Weg) gebaut. 1951 wurde eine erste große Strandaufspülung nötig. 50.000 Gäste kamen in diesem Jahr.

1952 konnte die Badezeitung eine gute Nachricht verkündigen: Die Freigabe des Nordseebades Norderney durch die britische Besatzungsmacht. Im gleichen Jahr bekam die Badezeitung mit Kurt Kühnemann einen neuen Chefredakteur, dem großer Respekt entgegengebracht wurde. 20 Jahre lang prägte er das Bild der Badezeitung. Sein Name war untrennbar mit der Zeitung verbunden. Mit Leidenschaft führte er auch die Gästezeitschrift "Badekurier" fort. Im gleichen Jahr nahm Günther Barty bei der Soltauschen Buchdruckerei in der Langestraße seine Arbeit auf. Er wurde Kühnemanns Stellvertreter. Er war wissbegierig und vielseitig. Der Norderneyer war in Technik und Redaktion einsetzbar.

1954 wurde der frühere Bürgermeister und Stadtdirektor i. R. Carssen Lührs (FDP) zum Bürgermeister gewählt. Auf Norderney wurden damals in erster Linie Persönlichkeiten zum Bürgermeister gewählt - daher in der Nachkriegszeit der Wechsel der Parteien. Als starke Persönlichkeit zeigte sich auch der 1955 als Kurdirektor vom Rat ausgewählte Christian Sibbersen. Er erreichte fast 25 Dienstjahre.

Mit Zunahme der Gäste kamen auch vermehrt Autos zur Insel. Eine erste Autobrücke wurde gebaut und zunächst war ein Frachter für den Autotransport im Einsatz.

Mit Bürgermeister Willi Lührs (SPD) wurde 1956 eine sehr inselprägende Persönlichkeit gewählt. Er setzte mit der wachsenden Stimmenmehrheit der SPD und großer Überzeugungskraft viele moderne Entwicklungen in seiner fast 18-jährigen Tätigkeit auf Norderney durch. Sein Weitblick beruhte auch auf Erfahrungen, die er durch seine zehnjährige Tätigkeit im Niedersächsischen Landtag gewann. Ein Schwerpunkt des Rates war ab 1956 die neuere Bebauung der Nordhelmsiedlung, die mit Einfamilienhäusern für Handwerker im Birkenweg begann. Dort konnte noch viel in Eigenarbeit und mit Nachbarschaftshilfe kostenmindernd geschaffen werden.

Einen touristischen Hintergrund hatte das 1960 beginnende Bauvorhaben Gewerbegelände. Lärmverursachende Handwerksbetriebe aus dem Innenstadtbereich zogen in das neu erschlossene Gebiet. Es hatte Platz- und Geldvorteile.

Bei außergewöhnlichen Anlässen druckte die Badezeitung schwarz-weiße Sonderdrucke auf Hochglanzpapier. Es sind immer noch beeindruckende Zeitdokumente. So 1962 nach der verheerenden Februarsturmflut.

Ein außergewöhnliches Ereignis, welches neben der ausführlichen Berichterstattung im Blatt zu einer Sonderveröffentlichung führte, war 1973 der Besuch von Bundeskanzler Willy Brandt. Der Hafen war voll von Menschen, die ihn sehen wollten.

Am 1. Oktober 1949 erschien die Norderneyer Badezeitung erstmals wieder nach dem Krieg.

Am 1. Oktober 1949 erschien die Norderneyer Badezeitung erstmals wieder nach dem Krieg.


Norderneyer Badezeitung Hilfe/Info Logo der Chronik © 2002-2024 H.-H. Barty Seitenanfang