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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1955
 
Seite 20

Ein Märchen für junge und alte Norderney-Freunde

Wie unsere Insel entstand

Am FischerhausmuseumAls Pytheas, der gelehrte griechische Seefahrer, den Fridtjof Nansen als den "größten Reisenden der Weltgeschichte" bezeichnete, nach seinem Tode in den Himmel kam, ließ sich der Herrgott von ihm über seine berühmteste wagemutige Forschungsreise auf Erden erzählen. Diese hatte Pytheas im Altertum zur selben Zeit, als Alexander der Große gegen die Perser ausgezogen war, in die nordischen Meere bis nach "Thule" geführt. Kein Wunder, daß der griechische Geograph im Himmel auch auf Germanien und seine Nordseeküste zu sprechen kam. Von ihr wußte er dem Herrgott jedoch nicht viel mehr als die Merkwürdigkeit zu berichten, daß dort "weder Land noch Meer vorhanden" sei, wie er das in seinem Werke "Ueber den Ozean" schon niedergeschrieben hatte, das die erste geschichtliche Kunde von den Germanen und von der Nordseeküste Germaniens enthält.

Der Herrgott war traurig darüber, daß es Pytheas dort nicht besonders gefallen hatte, und sann darüber nach, wie er der germanischen Nordseeküste noch nachträglich ein etwas klareres Gepräge geben könnte. Da die Sandkästen und Samentüten in seiner Werkstatt schon seit langem leer waren, konnte er leider keine Steilküste mehr anlegen und keine Wälder anpflanzen, wie an der Ostküste Germaniens. Er wäre jedoch kein Herrgott gewesen, wenn er sich in dieser Bedrängnis nicht zu helfen gewußt hätte. Nach reiflichem Ueberlegen kam er auf den Einfall, die Nordseeküste dort, wo Pytheas von ihr enttäuscht worden war, - mit Hilfe des Sturmes und des Meeres umzugestalten und ihr, als wenn er sie mit einer Girlande schmücken wollte, eine Inselkette vorzulagern. Sein erster, noch vor unserer Zeitrechnung zu diesem Zweck unternommener Versuch gelang ihm, wie Pytheas Landsmann Strabon zu berichten weiß, aber noch nicht recht. Erst viel später glückte es ihm, den flachen Küstensaum landschaftlich abwechslungsreicher zu gestalten. Wo vorher, wie Pytheas sagt, "das Land und das Meer schaukelten und alles zusammen mitschaukelte", reihen sich seither die Inseln, deren eine die Geographen auf den Namen Norderney tauften.

Wie die Nachkömmlinge unter den Kindern, so lassen es auch die Spätlinge unter den Inseln etwas an Gehorsam fehlen. Als wenn sie mit ihrer in der Nordsee zugewiesenen Lage nicht zufrieden seien, bemühen sie sich durch Abspulung und Anlandung allmählich zu verlagern. Die geographische Widerspenstigkeit, durch den nimmermüden Erfindungsreichtum der Küstenwissenschaftler immer wieder gebändigt, tut aber der Beliebtheit der Nordsee-Eilande keinerlei Abbruch. Alleine die Bundesbahn, die sich im Interesse ihrer Fahrgäste mit den Insel-Reedereien zu einem Tarifverband zusammengeschlossen hat, befördert alljährlich nahezu eine halbe Million Reisende dorthin, und der Herrgott, dem die Inselkette als eine seiner letzten geographischen Gestaltungen auf der Erde besonders am Herzen liegt, hat hier das schönste Ferienparadies geschaffen, in dem sich Jahr für Jahr Zehntausende großer und kleiner Gäste prächtig erholen!

(Nach "Weser-Kurier")


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