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Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1957
 
Seite 20

Eine wahre Story zum Abschied:

Halt dein Glück fest, alter Junge

Oder: Stürmischer Jahresbeginn auf Norderney

Er kämpfte sich über die Strandpromenade. Ein scharfer, kühler Wind ließ seine Hosenbeine flattern und blühte die Jacke auf, daß er aussah wie Aga Khan, wenigstens von hinten. Wolkenfetzen jagten am Mond vorüber und wurden wie eine Theaterkulisse geheimnisvoll beleuchtet. Das Meer brandete mit böse glitzernden Schaumköpfen gegen die Deichmauer. Gischt sprühte ihm ins Gesicht, und gierig leckte er den Salzgeschmack von seinen Lippen. So liebte er das Meer, seine Nordsee. Unruhig, wild, von kreischenden Möwenschreien begleitet, gurgelte das Wasser und schwappte manchmal über den Pfad. Es störte ihn nicht, daß das Leder seiner Schuhe schwarz von Nässe glänzte. Er war voller Ungestüm. Berge könnte er bei solchem Wetter versetzen: es wühlte ihn auf wie das Wasser. Aber er war ganz allein und es gab nichts und niemanden an diesem Abend als das Wasser, den Wind und die Möwen.

Er stemmte sich gegen den Wind, ballte die Fäuste und schrie, wies ihm gerade einfiel. Er schrie und rannte, stieß mit seinen Fäusten gegen die Wand von Wind und fühlte sich sehr wohl. Da erreichte ihn ein Gelächter, das lieblich perlend klang. Offenen Mundes erkannte er Angelika und Ursula. Wie zwei Kobolde in langen, schwarzen Hosen, mit vom Wind aufrechtstehenden Haaren, hüpften sie herum.

Schnell duckte er sich hinter eine Bank, wartete, sprang, und hatte sie beide gefangen. "Gito, du? Oh, was hast du uns erschreckt!" Sie setzten sich und mußten schreien, um sich zu verständigen. "Kommt ihr mit", brüllte er "einen Tee trinken?" "Ja", schrien sie. Zu dritt rannten sie mit dem Wind, jauchzten und lachten, bis ihnen der Mund trocken wurde und sie keinen Atem mehr hatten.

Die Teestuhe war geschlossen. Gito schimpfte. Sie bogen in den Ort ein. Die Straßen waren wie leergefegt und immer noch schien der Mond durch die Wolkenfetzen. Gitos Gedanken arbeiteten auf Hochtouren. Da hatter er endlich diese beiden süßen Racker erwischt, und nun konnte er nirgends mit ihnen hin. Besonders Angelika hatte es ihm angetan. Sie gefiel ihm schon lange, doch nicht immer gasb es stürmische Abende, an denen er so mutig war.

"Ha", rief er, "drüben steht mein Landauer, wir machen eine nächtliche Fahrt!" Er nahm galante Pose an: "Meine Damen, steigen sie ein, das Transportunternehmen Gito erfüllt alle ihre Wünsche." Es hieß schnell zu handeln, bevor sich die Mädchen anders besannen. Er frachtete Ursula in die Polster und nahm Angelika mit sich auf den Kutschersitz. Eng mußte sie sich an ihn schmiegen, um nicht herunter zu fallen. Gito fühlte es mit Beglückung. Er legte den Arm um sie und faßte die Zügel, dann ging die Fahrt los. "Halt dein Glück fest, alter Junge!" sagte er zu sich selber. Er konnte nicht widerstehen und küßte Angelika. Sie ließ ihn gewähren und legte ihre Hand in die seine. Da schaute Gito zum dritten Mal an diesem Abend den Mond an, der immer noch eilig durch die Wolken huschte, zwinkerte hinauf und war sehr glücklich...

G. H.


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