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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1959
 
Seite 12

Der Wasserbaufachmann: Küstenforschung und Norderney-Sicherung

StrandpromenadeInselsommer, strahlender Sonnenschein, Tausende fröhlicher Menschen aalen sich am weißen Strand, tummeln sich im grünschimmernden, kristallklaren Nordseewasser, das in unendlicher Weite den Raum ausfüllt und mit leichtem Wellenschlag und sanftem Rauschen am Gestade plätschert, beruhigend und aufmunternd zugleich.

Wenige Monate später ist es auf der Insel wieder einsamer geworden. Wo vor kurzem noch Sommergäste ihre Burgen schaufelten, haben die Naturgewalten in einigen Stunden den Strand wieder eingeebnet, und nach dem Abflauen des Sturmes liegt er so jungfräulich da, als ob ihn nie Menschenhand berührt hätte. Jetzt ist die Zeit der Bewährung für die Strandschutzwerke, die dem Kurgast im Sommer als willkommene Spaziergänge gleich dem Sonnendeck eines Ozeandampfers dienen, gekommen. Mit der Gewalt von vielen Zentnern pro Quadratmeter krachen die Brecher auf die Strandmauern. Die See kocht, weiß schäumt die Gischt, und die Luft ist vom Dröhnen der Brandung erfüllt

Die ostfriesischen Inseln sind nicht hochgelegene Reste eines vor Jahrtausenden versunkenen oder vom Meer zerstörten Festlandes, sondern verhältnismäßig junge Neubildungen des Meeres. Die Eiszeit des Diluviums gestaltete die Erdoberfläche etwa so, wie sie uns heute auf der Geest entgegentritt. Am Ende dieser Eiszeit war das Gebiet der südlichen Nordsee bis über die Doggerbank hinaus Land. Mit Beginn des Alluviums, vor etwa 10.000 Jahren, ist die See dann in die heutige innere Deutsche Bucht vorgestoßen, baute die stehengebliebenen eiszeitlichen Kliffs ab, brachte sie nach Aufarbeitung wieder zur Ablagerung und bildete so Küstenmarschen, Watten und Sandbänke. Aus diesen Sandbänken entstanden durch Brandung, Strömung, Wind und Pflanzenansiedlung die Inseln, die auch heute noch in steter Umwandlung begriffen sind. Durch den Gezeitenstrom und die vorherrschenden Stürme aus westlichen Richtungen nagt das Meer an den Westköpfen der Inseln, entführt ihnen laufend Sand und landet diesen im Osten derselben wieder an. So entsteht ein beharrliches Ostwärtswandern der Inseln. Auch in vertikaler Richtung ist der Strand laufenden Veränderungen unterworfen. Ein Pfahl, der heute noch zwei Meter tief im Sand steckt, kann morgen schon nach einer Sturmflut bis zum Fuß freigespült sein.

Natürlich machen sich diese Vorgänge erst über längere Zeiträume bemerkbar. So ist zum Beispiel in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Dorf im Westteil der Insel Wangerooge im Meer versunken. Der neue Ort Wangerooge wurde dann in der Mitte der Insel errichtet, wo man für die weitere Zukunft vor den Fluten sicher zu sein glaubte. Ebenso erging es im 18. Jahrhundert der Ortschaft Juist auf der gleichnamigen Insel. Als der Ort Norderney im 17. Jahrhundert entstand, befand sich noch ein weiter Dünenkranz im Westen vor der Ortschaft. Heute liegt die Stadt unmittelbar am Wasser hinter einem Wall von Stein und Beton und wäre schon im Meer versunken, wenn der Mensch nicht eingegriffen hätte. Anfangs mit primitiven Mitteln, später unter immer massiver werdendem Einsatz seiner technischen Kraft, gelang es ihm, der Natur zu trotzen und seinen Lebensraum zu erhalten. Aber auch gegenwärtig vernichtet die Natur nicht nur, sondern baut auch auf. So entstand z. B. In jüngerer Zeit aus einer flachen Sandbank die Insel Memmert.


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