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Weihnachtsausgabe Badekurier 1960
 
Seite 8

StrandpromenadeWer als interessierter Naturfreund einmal eine der Möwenkolonien auf einer der Inseln besuchte, dem wird aufgefallen sein, daß die meisten Eier auf olivgrünem Grund bräunlich gefleckt sind, daß von dieser "Normalfarbe" jedoch recht häufig erhebliche Abweichungen vorkommen. Denn man kann auch weißliche wie bläuliche Gelege entdecken, die oft kaum eine Fleckung aufweisen. Ebenso stark erweisen sich die Unterschiede in Form und Größe der Eier - die Variationsbreite der Gelege ist wirklich verblüffend.

Wie die meisten Vögel kennen auch die Silbermöwen ihre Eier nicht. Man hat ihnen sogar Kunststoffgebilde untergelegt, welche oft nur eine entfernte Ähnlichkeit mit den Eiern zeigten und dennoch getreulich bebrütet wurden. Sie wissen aber den genauen Standort ihres Nestes.

Nach vierwöchiger Brutzeit schlüpfen die Jungen. Dieser Vorgang vollzieht sich aber keineswegs so rasch, wie die Menschen meist glauben. Denn bei der Silbermöwe vergehen von dem Augenblick, da das Piepsen des Jungen vernehmlich durch den ersten Riß in der Eischale dringt, bis zu dem Zeitpunkt, da es endgültig aus dem Eitopf heraussteigt, etwa zwei Tage. Verständlicherweise verläuft dieser Vorgang etwas schneller bei feuchter und warmer Witterung und verzögert sich bei Trockenheit und kalter Luft. Erst neun Wochen später sind nun die Jungen flügge und schwingen sich in ihrem braungefleckten Kleid erstmals und noch recht unbeholfen in den so unendlich hohen Himmel über dem weiten Vogelsand. Nun werden sie oft von Altmöwen bedrängt, deren Territorium sie ahnungslos durchfliegen - doch Püffe und Schnabelstöße machen sie nachdrücklich darauf aufmerksam, wenn sie sich in fremden Hoheitsgebieten befinden.

Erst nach vier Jahren haben sie die letzten braunen Jugendfedern verloren und sind damit heiratsfähig. Unverlierbar ist in ihnen die Erinnerung lebendig an den Sand, auf dem sie heranwuchsen. Sie kennen nun auch die winterlichen Rastplätze, sie wissen, wo es je nach Jahreszeit Nahrung gibt für einen starken Möwenschnabel und den alles Genießbare verdauenden Möwenmagen.

Einzeln oder in Trupps rudern sie dahin; mit wachsam spähenden Augen segeln sie über Strand und Watt. Vollendet beherrschen sie jetzt den Luftraum und ziehen mit kraftvoller Eleganz ihre gerundeten Flugrunen - in den flirrenden Lichterglanz strahlender Sonnentage ebenso, wie in den grauen Stunden, da der Sturm heult und sich ihr Schrei mit dem Donnern der Wogen mischt zur wahren Melodie der See.


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