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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Ursache der Daily-Telegraph-Affäre war 1908 ein Gespräch eines britischen Reporters des Daily Telegraph mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II.. In diesem Gespräch behauptete der Kaiser u. a., er sei während des Burenkrieges der einzige Freund Englands gewesen und habe einen Feldzugsplan entworfen, der letztendlich zum Sieg Lord Roberts über die Buren geführt habe. Die Flottenpolitik des Reiches richte sich nicht gegen England, sondern gegen den fernen Osten. Diese undiplomatischen Aussagen führten zu Empörung sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland. So hatte der Kaiser während des Krieges die Briten durch die Krüger-Depesche verärgert, in der er Ohm Krüger, dem Führer der Buren zu einem Sieg über die britische Armee gratulierte. In Deutschland dagegen, das sich in weltpolitischer Konkurrenz zum British Empire sah, war man über die Anbiederei des Kaisers entsetzt.
Der nach Veröffentlichung des Artikels einsetzende Entrüstungssturm in Öffentlichkeit, Presse und Reichstag führte zu einer veritablen Staatskrise, in deren Verlauf sich der Kaiser mit dem Gedanken an Abdankung trug. Das schon lange schwelende Missbehagen auch an sich kaisertreuer Kreise mit dem "persönlichen Regiment" Wilhelms brach sich Bahn und mündete in die Forderung, der Kaiser solle sich mit der Rolle eines gemäßigt auftretenden konstitutionellen Monarchen begnügen. Verstärkt wurde die Empörung durch den Umstand, dass sich der Kaiser auf dem Höhepunkt der Krise nach Donaueschingen zum Fürsten Fürstenberg begeben hatte und sich dort teilweise exzentrischen Vergnügungen hingab.
Verantwortlich für die Entwicklung war der Reichskanzler Bernhard von Bülow, dem der Artikel vor Veröffentlichung völlig korrekt zur Prüfung und Gegenzeichnung vorgelegt worden war. Dem hatte er sich wegen Arbeitsüberlastung entzogen und die Prüfung an das Auswärtige Amt delegiert, dessen Beamten er später für die Panne verantwortlich machte.