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Weihnachtsausgabe Badekurier 1961
 
Seite 17

Und immer ruft die See...

Im FischerhausmuseumAuf einer Nordseeinsel wohnte ein Junge, der hieß Jürgen und wollte, wenn er erst erwachsen war, ein Kapitän und Seefahrer werden. Das hatte aber noch weite Wege, denn seine Mutter war arm und er mußte, sobald er die Schule verlassen hatte, sehen, daß er was verdiente. Jedesmal, wenn der Sturm gehörig aus Nordwest geweht hatte, ging Jürgen an den Strand und wanderte den endlosen weißen Saum der Insel entlang, um Strandgut und Brennholz zu bergen. Vor allen Dingen Brennholz, denn es war ein arger Winter, und die Kälte pfiff durch alle noch so feinen Ritzen der Hütte, die Jürgen mit seiner Mutter bewohnte.

An diesem Weihnachten, das wußte er schon, sollte er die grüngestrichene Seemannskiste seines Großvaters erben, der ein großer Kapitän auf einem Ostindiendampfer gewesen war. Er hatte schon gesehen, daß die Mutter heimlich ihre eigenen Sachen aus der Kiste schaffte. O, dann würde er etwas in Besitz haben, in dem er die eigenen kleinen Schätze bergen konnte, seltsame Muscheln, eine Schwimmweste, die eines Tages das Meer an den Strand warf, und anderes mehr.

Weihnachtsabend, welch ein Zauber umschloß dieses Wort, und nun war es soweit. Am Nachmittag machte sich Jürgen auf, um noch einmal den Strand abzulaufen, um Holz für die Weihnachtstage heranzuschaffen. Munter zog er den kleinen selbstgefertigten Schlitten hinter sich her und eilte durch die silberüberglitzerten Dünen dem Strande zu. Horch, wie kalt der Wind pfiff, als er die schützenden Dünenketten verließ und den Strand vor sich hatte. Das Gesicht dem Winde abgewandt, schritt er dem Meer entgegen. Dumpf orgelte die See ihre ewigen Gesänge, und die gischtüberschütteten Brandungsmauern leuchteten weiß und märchenhaft herüber. Schaumüberkrönt liefen die Wellen den hartgeschlagenen Sand hinauf bis nahe vor Jürgens Füße. So lief er eine Stunde dem Norden zu, und bald genug hatte er seine kleine Fuhre mit Holz zusammen, nur das Beste brauchte er aufzulesen.

Die Dämmerung sank bereits herab, und die Möwen schrien über ihm. Es wurde Zeit, daß er zurückkehrte, ehe es ganz dunkel wurde. Er war gehörig kalt geworden und dachte mit Sehnsucht an die Geborgenheit der kleinen Hütte und den Küchenherd, dessen schwarze Eisenplatte die Glut längst rot gefärbt haben würde. Ja, wäre er nur erst zu Hause! Bei dem Gedanken an die Geborgenheit des Heims versank sogar der Traum von dem großen Schiff, auf dem er einmal wie der Großvater als Kapitän fahren wollte, und der zu seinem ständigen Begleiter seines jungen Lebens geworden war.

Er hatte den Rückweg schon halb hinter sich, da bemerkte er kurz vor sich einen glitzernden Gegenstand, den gerade eine auslaufende Welle weiter auf den Strand geschoben hatte. Nun, viele Flaschen trieben hier an, und es lohnte nicht, sie aufzuheben, er würde deswegen die Hände nicht aus den Taschen nehmen.


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