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Weihnachtsausgabe Badekurier 1961
 
Seite 18

Hafen mit RettungsbootAls er aber heran war und mit dem Fuß dagegen stieß, bückte er sich doch und nahm die Flasche auf. Es war eine gewöhnliche, gut verkorkte Weinflasche, aber sie schien nicht mehr gefüllt zu sein, denn es gluckerte nicht, wenn man sie hin und her drehte. Also dann mit einem kräftigen Schwung wieder in die See mit ihr! Aber halt, was war denn das? Durch die grüne Wandung sah er deutlich einen weißen zusammengerollten Streifen. Das war ja ein merkwürdiger Inhalt für eine Flasche. Sollte sie eine Nachricht enthalten von einem der vielen Schiffe, die untergingen auf hoher See und deren Besatzung vielleicht niemals die Heimat wiedersah? Niemals die Heimat wiedersehen, nie mehr zu der Geborgenheit einer warmen Stube zurückkehren? Das konnte ihm auch geschehen, wenn er erst zur See fuhr und keine Möglichkeit bestand, eine letzte Nachricht an die einsame Hütte auf der Insel zu senden. Ach was, war er nicht ein handfester Junge, der einmal die Meere der Welt befahren wollte? Und nun bekam er schon Heimweh, bevor er überhaupt fort war von zu Hause. Das kam wohl, weil es Weihnachtsabend war und der Wind so bitter kalt durch die Kleider drang.

Vater, ja, der war auf See geblieben, und der Großvater, der große Kapitän auf einem Ostindiendampfer, der war, das wußte er von der Mutter, auf seiner letzten Reise in einem fremden Lande verschollen, wo er an Land gegangen war. Nur die Sachen, die er auf dem Dampfer hatte, waren zurückgekommen.

Jürgen nahm die Flasche mit und stellte sie, als er glücklich zu Hause angelangt war, mitten auf den Tisch.

"Hast du was mitgebracht vom Strand?" fragte die Mutter freundlich. "Wenn du dich durchgewärmt hast, kannst du nochmal ein bißchen hinausgehen. Ich rufe dich dann herein, wenn es soweit ist." Das helle Gesicht der Mutter strahlte vor Freude, denn außer der alten Seemannskiste würde es noch eine kleine besondere Überraschung für ihren Jungen geben. Der sollte Augen machen, wenn er die Kiste öffnete. Und einige Kerzen hatte sie auch noch vom Krämer besorgt, die weihnachtlich brennen würden, wenn sie Jürgen hereinrief.

Jürgen nahm die Flasche wieder auf und hob sie gegen die Lampe.

"Sieh doch nur, Mutter, in der Flasche ist etwas drin."

"Ja, Salzwasser", lachte die fröhliche Antwort. "Siehst du nicht, daß die Staniolkapsel schon herabgerissen und die Flasche nur halb verkorkt ist? Die hat auf irgendeinem Schiff irgendwer im Übermut über Bord geworfen."


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