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Weihnachtsausgabe Badekurier 1965
 
Seite 29

Silvesterliche Kurplauderei

von Hermann Ulbrich-Hannibal

FahnenEine Kur ist ein Kuriosum, von dem das 20bändige Konversationslexikon merkwürdigerweise nicht mehr zur Erklärung zu sagen weiß als das einbändige Handlexikon. Diesem zufolge ist es ein "Heilplan für bestimmte Krankheiten, der sich nach der Erfahrung als zweckmäßig erwiesen hat". Jenem zufolge die "ärztliche Behandlung eines Kranken, namentlich in bezug auf die angewandten Heilmittel und deren Erfolg".

Da meine Vorfahren schon Untertanen mehrerer Kurfürsten waren und ich selber viele Jahre in einem alten, beliebten Kurort gelebt habe, bin ich in der Lage, ausführlicher zu erläutern, was eine Kur ist.

Wer eine Kur machen will, muß, selbst wenn er in Kurhessen, Kursachsen oder im früheren Kurköln, Kurmainz oder Kurtrier wohnt, in einen Kurort fahren, um dort an einem Kursus zu seiner Gesundwerdung teilzunehmen.

Der eine Kursist macht dem Herzen die Kur, der andere dem eigenen Magen, der Leber oder der Galle. Mancher macht auch einem ganzen Körper die Kur, Frauen kuren zuweilen auch ihren Kurven zuliebe, um die Kurvatur flacher oder runder werden zu lassen.

Mit einer Kur allein ist es gewöhnlich nicht getan. Zur Badekur kommt selbstverständlich noch die Trinkkur, und zu dieser meistens noch eine Diätkur oder eine Fastenkur und eine Liegekur oder eine Bewegungskur. Alles zusammen ergibt dann die totale Kur, von der heutzutage so viel geredet wird.

Wer ernsthaft eine Kur benötigt, wird von einem ärztlichen Kuratorium in eine Kuranstalt geschickt, wo er für die Kurzeit unter Kuratel gestellt wird. Er muß dort nach einem Kurplan leben, darf nicht frei über seine Zeit verfügen und muß essen und trinken, was vom Kurator als kurabel anerkannt ist, Er wird zwar nicht kuranzt, darf aber trotzdem nicht kurrig sein. Das erfordert allerhand Kurage, auch wenn man während der Kur nicht dem Kuraten unterstellt ist.

Mit der Ankunft im Kurort ist man aber noch kein Kurgast. Das wird man erst durch die Kurkarte, die man in der Kurverwaltung erhält. Die Kurkarte muß nach einer Kurtaxe bezahlt werden. Die Kurtaxe ist, wie es schon ihr Name erkennen läßt, in den einzelnen Kurorten unterschiedlich. Sie richtet sich nach der Bedeutung des Kurortes.

Auf der Kurkarte wird der Name des Kurgastes in Kursivschrift eingetragen. Außerdem wird dem Kurgast auf der Kurkarte bescheinigt, wie lange sein Kuraufenthalt dauert, wie lange er sich also der Kurwürde erfreuen und den Kurhut und auch den Kurmantel tragen darf. Den Kurhut setzt man, weil er aus Gummi ist, nur beim Baden auf, während man den Kurmantel, der aus Frottiertuch gemacht ist, auch nach dem Bad noch gern stolz über dem Arm trägt, um sich als Kurgast damit vom Einwohner zu unterscheiden.

Wenn der Kurgast die Kurtaxe bezahlt hat, wird seine Ankunft in der Kurliste der Kurzeitung bekanntgegeben. Ebenso, ob er aus der Kurmark, der Kurpfalz, aus Kurland oder gar aus Kurdistan oder von den Kurilen gekommen ist und in welchem Kurhotel oder in welcher Kurpension er Quartier genommen hat.

Wenn man dann noch beim Kurarzt war und die Kurmittelanweisung erhalten hat, kann man endlich am Kurbetrieb teilnehmen. Er spielt sich so ab, daß man im Kurbezirk ins Kurmittelhaus, und dann ins Kurhaus oder in den Kurpark geht, aber im Kurschritt selbstverständlich.

Wenn die Kurmittel oder das Meerwasser nach vier Wochen ihre Schuldigkeit getan haben, Ist die Kurzeit zuende. Wohl dem, dessen Kurbehandlung erfolgreich war und der sein Leiden mit Erfolg kuriert hat!

Wenn das nicht der Fall ist, war es eine Kurpfuscherei.


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