Norderney

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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier

Am weiten Strand, im Blick auf das grenzenlose Meer, können wir unser Gemüt von allem säubern, was wir an Gereiztheit, Groll, Enttäuschung und Ärger in uns aufspeicherten. Wind und Salzluft, das Stemmen gegen den Atem des Meeres, läßt den Lebenswillen neu erwachen. Weggeweht ist alles, was die angenehmen und erhabenen Seiten des Lebens verdunkelt. Das Negative, es erscheint klein und plötzlich wie unwesentlich. Wir sehen deutlich am fernen Horizont nicht nur die Schiffe vorbeiziehen, sondern es setzt auch ein innerliches Erkennen von dem ein, was man falsch machte, wie unnötig manche Sorgen waren, daß wir uns wegen allzu vieler Nebensächlichkeiten überlasteten und durchaus nicht immer das Echte vom Unechten zu unterscheiden vermochen.

Können wir uns angesichts der Naturgewalten des Meeres aber auch noch einbilden, der Mittelpunkt des Kosmos zu sein? So setzt die reinigende Selbstbescheidung ein. Die Natur wie das Leben kennen nicht nur Sonnenschein. Das Meer kann spiegelglatt daliegen und es kann rasen, wie kaum ein anderes Element, die Wolken formieren sich zu furchterregenden Gebilden genauso wie zu Stimmungen voller Postkarten-Zartheit.

Die Summe dieser Eindrücke muß wie ein reinigendes Feuer auf uns wirken, das ein gut Teil der Kleinigkeit und Ruhelosigkeit unseres bisherigen Seelenzustandes hinwegfegt. Wir kehren nach einem solchen Inselbesuch weise geworden heim. Das Tempo des Festlandes hatte uns körperlich und seelisch ruiniert, denn ständiger und übermäßiger Antrieb erzeugt Gifte im Körper und führt zu Erschöpfungen, ja sogar zu Gemütskrankheiten. Was wir erlebten, lockerte uns auf und vergegenwärtigte. wie sehr wir an der Oberfläche der Dinge harrten und die Welt nur von diesem eigenen ungesunden Zustand aus beurteilten. Wer es recht versteht, kehrt von einer Nordseekur mit einem der köstlichsten Schätze dieser Welt beschenkt wieder heim: mit der Gelegenheit, das Leben noch einmal mit Geduld zu beginnen!