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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Als Forscher eine große Aufgabe begonnen: Prof. Dr. Warburg
Kämpfer gegen den Krebs
Weil sie sich mit der Krebsforschung eng verbunden fühlten, lud der Norderneyer Chefarzt Dr. Fritz Hesse Professor Dr. Otto Warburg ein, das niedersächsische Staatsbad, dem seit rund einem Jahrzehnt das distinguierte Prädikat "Heilbad" offiziell zuerkannt worden war, einmal zu inspizieren. Im Juni 1956 bezog der Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin vom Jahre 1931 ein Appartement in den - inzwischen abgerissenen - Bremer Häusern. Die Situation für ihn erwies sich als so günstig, daß er die sechs Wochen insularen Aufenthalts als kostbares Geschenk entgegennahm.
Der Norderneyer Experten-Kollege präsentierte dem weltberühmten Gast die Krebsstation im Insel-Krankenhaus, die Anno 1954 mit zwölf Betten recht bescheiden begann, aber jetzt mit über 50 Betten und 18.000 jährlichen Pflegetagen Entscheidendes zur Krebstherapie beiträgt und die in einem Zeitraum von zwölf Jahren immerhin rund 5.000 Krebserkrankte aus dem Lande Nordrhein-Westfalen beherbergte. Davon war Professor Warburg stark beeindruckt.
Die wissenschaftlichen Gespräche boten dem langjährigen Leiter des Max-PlanckInstitutes für Zellforschung in Berlin-Dahlem eine Überraschung. Dr. Hesse legte ihm eigene Publikationen aus dem Jahre 1926 vor, aus denen einwandfrei hervorging, daß dessen damaligen Experimente bedeutungsvoll für die spätere Krebsforschung waren. "Das werde ich gebührend registrieren", war die spontane Äußerung von Professor Warburg. Bereits im August 1956 war dieses Versprechen eingelöst. In einer Anmerkung zu der Arbeit "Stoffwechsel von embryonalen Zellen und von Krebszellen" von Otto Warburg, Karlefried Gawehn und August-Wilhelm Geissler aus dem Max-Planck-Institut für Zellphysiologie in Berlin-Dahlem heißt es: "Der Ascites-Krebs ist zuerst von F. Hesse im Institut Robert Koch in Berlin experimentell erzeugt worden ..." Eine handschriftliche Notiz auf der Zusendung via Norderney kennzeichnet die noble menschliche Haltung des Entdeckers der Warburgschen Atemfermente: "Herzlichen Dank für die Vögel. - Diese Arbeit ist in diesen Tagen erschienen. Ich schicke Ihnen separata, wenn ich sie habe. Gruß! Otto Warburg". Im Text dieser Warburgschen Publikation heißt es u. a. weiter: "Seit die unzureichende Atmung und die zu große Gärung der Krebszellen entdeckt wurden, sind als neues Versuchsmaterial für manometrische Stoffwechselmessungen die Mäuse-Ascites-Krebszellen eingeführt worden. Anders als die soliden Tumoren, die alle histologisch unreine Mischgewebe sind, besteht der Mäuse-Asciteskrebs fast ausschließlich aus Krebszellen. Der Stoffwechsel dieser Zellen ist 1950 in Dahlem gemessen worden. Es hat sich bei dieser ersten Messung des Stoffwechsels reiner Krebszellen gezeigt, daß die wahre Gärung der Krebszellen viel größer ist, als man früher auf Grund der Versuche mit den histologisch unreinen Tumoren geglaubt hatte. Deshalb ist der Übergang von den soliden Tumoren zu dem Asciteskrebs, von den Mischgeweben zu den reinen Krebszellen, ein sehr großer Fortschritt gewesen..."