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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Vom Fischerhaus zum Ferienbungalow
Von Baurat Erich Tettenborn
Heute befindet sich ein getreues Abbild eines der ältesten Fischerhäuser der Insel Norderney im Argonner-Wäldchen hinter dem Kurhaus. Das Original stammte aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Es wurde in der Winterstraße abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen. Der Heimatliebe der Norderneyer ist es zu verdanken, daß dieser Zeuge ihrer alten Wohnkultur der Nachwelt erhalten blieb und zu einem sehenswerten Heimatmuseum bestimmt wurde. Schon in den zwanziger Jahren hatte ich das alte Haus genau beschrieben und aufgemessen, und nach diesen Unterlagen erfolgte der Wiederaufbau. Die ihm zugehörige charakteristische Laube, nur an den Fischerhäusern Norderneys vorkommend, macht es besonders bemerkenswert. Im übrigen gehört es zum ostfriesischen Bauernhausstil. Mit den nordfriesischen Inselhäusern hat das Norderneyer Haus, wenn auch beide Backsteinbauten sind, wenig Ähnlichkeit.
Holländische Dachpfannen, seit langem in Ostfriesland üblich, werden dort durch die so malerisch wirkenden Reethdächer ersetzt. Auch die giebelartigen Dachaufbauten über den Hauseingängen, auf dänischen Einfluß zurückgehend, geben den Häusern ein anderes Aussehen. Doch weit herunterhängende Dächer mit sichtbaren Dachschrägen im Innern, ein von den Außenmauern unabhängiges Holzgerüst zur Stützung von Decken und Dächern, weisen sie gemeinsam auf. Daher fällt das Haus nicht in sich zusammen, wenn die, Meeresfluten die Mauern unterspülen und einreißen. Auch den Stürmen widersteht die friesische Holzkonstruktion besser als Mauern, die aus Gründen der Sparsamkeit - die Inseln hatten keine Ziegeleien - recht schwach waren. Die Backsteine wurden vom Festland bezogen. Auf Norderney sind die Mauern oft nur einen halben Backstein stark. Auffallend sind auch die geringen Abmessungen der Häuser, kleine und niedrige Stuben überall. Doch die Fischer und Schiffer waren es durch ihre Kajüten auf den Schiffen gewöhnt, sich auf engsten Raum zu beschränken. Sie schliefen in Butzen, den Wandschränken ähnlich; auch hatten sie keine ausladenden Öfen, sondern Kamine, bekleidet mit Delfter Kacheln, die in blauer und violetter Farbe bemalt waren. Sie sind für die Badegäste bis auf den heutigen Tag noch beliebte Souvenirs. Ihre volkstümlichen Motive, köstlich naiv dargestellt, besonders auch die aus der biblischen Geschichte, sind einmalig.
Ein Kurgast schrieb unlängst an die Stadt Norderney einen begeisterten Brief über das Fischerhäuschen und daß er sich ein ähnliches für sich und seine Familie wünscht. So wird also das alte Fischerhaus zum Vorbild für moderne Bungalows. Wer hätte daran früher wohl gedacht!