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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Insel zwischen Zeiten und Gezeiten
Rückkehr zu den Ursprüngen
Neun Jahre bevor Preußens glorreiche Armee unter den vernichtenden Schlägen der napoleonischen Heere bei Jena unterging, hatte die liebliche Stadt "an der Saale hellem Strande" schon einmal Schlagzeilen gemacht, und zwar durch einen Professor namens Hufeland. Sein Buch von der Kunst, das menschliche Leben zu verlängern, glich einer Revolution. Ganz im Gegensatz zur Standardlehre seiner Zelt empfahl er als Geheimrezept für ein gesundes und langes Leben Wasser- und Luftbäder. Hufeland selbst begriff sich keineswegs als Bahnbrecher, denn er kannte die nahezu ein halbes Jahrhundert eher erschienene Schrift des britischen Fachkollegen Dr. Russel über den Nutzen des Seebadens, ja es hatte 1783 durch den Juister Pastor Janus schon einen ganz konkreten Versuch gegeben, ein reguläres Nordseebad einzurichten. Die Minister des Großen Friedrich, ganz ihrer Zeit verhaftet, ließen die Eingabe, die eindringlich auf den Nutzen der Seebäder für Leidende bestimmter Kategorien hinwies, in ihren Archiven verschwinden. Die Beachtung, die der kleine Inselgeistliche verständlicherweise nicht zu finden vermochte, ließ sich ein Jahrzehnt später einem der größten Geister dieser durch geniale Erscheinungen sicherlich besonders reich gesegneten Epoche nicht versagen. Es war der überragende Satiriker und Naturforscher Lichtenberg, und seine Frage "Warum hat Deutschland noch kein großes öffentliches Seebad?", die er mit Hymnen über die Großartigkeit der Meeresnatur in dem einst sehr berühmten "Göttingschen Tagebuch" verband, war einfach unmöglich vom Tisch zu fegen. Dabei wird man es heute kaum als unlautere Werbung unterstellen, wenn seine Begeisterung nur der Nordsee mit ihren starken und bei der Ostsee völlig fehlenden Gezeitenströmungen galt. Er fand übrigens hierfür auch durchaus modern klingende wissenschaftliche Begründungen.
Dies sind die drei Männer, denen Norderney in erster Linie seine Gründung als Nordseeheilbad verdankt: ganz links der Landphysikus Friedrich Wilhelm von Halem, in der Mitte Georg Christoph Lichtenberg, der ideologische Schrittmacher, dessen Werke gerade in unserer Gegenwart durch ungewöhnliche gedankliche Leuchtkraft, verblüffende Aspekte und vorausahnende Hellsicht beeindrucken, und rechte der Präsident der Ostfriesischen Stände, Edzard Mauritz Graf zu Inn- und Knyphausen, dessen Votum die materiellen Voraussetzungen zur Gründung des Nordseeheilbades Norderney schuf. Für den Grafen Knypheusen war das Jahr 1797 aber noch in anderer Hinsicht von Bedeutung: er ermöglichte die Sehöpfung de Lütetsburger Parke bei Norden. Die Anlage gehört zu den bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten Ostfrieslands.