Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine
Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Am 25. Juli, also erst 10 Tage nach der Ankunft, beginnt auch Schumann mit den Seebädern, die er nun gewissenhaft, ja pedantisch in seinen Notizen vermerkt (insgesamt sind es 25).
Der Komponist war zeitlebens ein scharfer und dabei witziger Beobachter von Menschen und Situationen. So meint man z. B. noch aus so lakonischen Bemerkungen wie "Badeleben - adlig und bürgerlich" ein Gutteil freundlicher Ironie herauszuhören. Der Umgang des Ehepaares Schumann scheint im wesentlichen aus Leipziger Bekannten, die teils vor, teils nach ihnen auf Norderney eintrafen, bestanden zu haben: Schumann nennt den Schriftsteller und Rittergutsbesitzer Theodor Apel, mit dem er einen seiner zahlreichen nicht verwirklichten Opernpläne ("Columbus") erörtert hat, den Arzt Dr. v. Zenker und die befreundete Familie des Kaufmanns J. A. Bünau, dessen Gemahlin Henriette geb. Grabau (1805 - 1852) eine namhafte Sängerin und langjährige Solistin der Leipziger Gewandhauskonzerte war. Doch bilden die Gäste aus Sachsen nicht etwa einen "Klub" für sich, denn Schumann erwähnt auch die Bekanntschaft mit Persönlichkeiten wie dem Stadtrichter Rösingh aus Emden oder dem Kaufmann Stürenburg aus Aurich. Ganz selbstverständlich wird sich der Kontakt mit dem im Jahre 1846 amtierenden Badekommissar Rittmeister v. Hedemann und dessen Gattin sowie dem Badearzt Dr. Bluhm 7) ergeben haben. Den letzteren muß Clara Schumann mehrfach konsultieren, so daß die Arztrechnung mit 10 Talern den größten Einzelposten in Schumanns Reisekostenrechnung ausmacht. Zu Beginn des Norderneyer Aufenthaltes verdichten sich Claras Befürchtungen, erneut schwanger zu sein (der Sohn Emil war erst im Februar 1846 geboren worden), werden dann aber gegenstandslos. Das sehr schwankende Befinden, unter dem sie zu leiden hat, muß also andere Gründe gehabt haben. Am 30. Juli verschlechtert es sich derart, daß noch abends Dr. Bluhm gerufen und in die Apotheke geschickt werden muß. Auch in der Folgezeit ist noch mehrmals von "großem Unwohlsein" die Rede. Die halb humorvoll, halb ernst gemeinte Bemerkung "Hypochondrie zweier Ehegatten", die Schumann am "Tag Klara", dem 12. August, niederschreibt, sei hier noch ergänzend angeführt.
7) Johann Paul Leonhard Bluhm (1784 - 1856), seit 1818 in Norden ansässig, während der Sommersaison Badearzt auf Norderney, sowie hannoverscher Hofmedikus und Medizinalrat; nach 1840 nur noch sporadisch in der Badepraxis tätig.