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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Sein eigenes Befinden hat sich aber offenbar im Gegensatz zu dem seiner Frau permanent gebessert, seitdem er regelmäßig die Badekur benutzt. Notizen wie "hypochondrischer Rückfall" (30. Juli) und "meine Angegriffenheit" (16. August, freilich im Zusammenhang mit einem "langweiligen Diner") sind in der Minderzahl gegenüber zufriedenen Bemerkungen wie "1stes Bad herrlich", "gute Wirkung des Bades", "wunderschöner Wellenschlag" (beim Bade) und "Wohlbefinden". Einzig die "furchtbare Hitze" macht dem - wahrscheinlich leicht apoplektisch veranlagten - Komponisten manchmal zu schaffen, und dann, gegen Ende der Kur, klagt er immer häufiger über "gräßliche" oder gar "unerträgliche Langeweile".
Was auf den ersten Blick wenig schmeichelhaft für das Norderneyer Badeleben klingt, ist jedoch ein gutes Zeichen: Die Abspannung und Angegriffenheit Schumanns, zu deren Behebung ihm die Badekur angeraten Worden war, schwindet allmählich, und er sieht sich in die Lage versetzt, wieder von ferne an sein Schaffen - den Zentralpunkt seiner Existenz - zu denken.
In dieser Situation mögen ihn die anfangs dankbar genossenen Sonnenuntergänge, die Spaziergänge und die bescheidenen gesellschaftlichen Unterhaltungen wie ein "Kinderball im Konversationshaus" nur wenig mehr gereizt haben, mag seine Ungeduld, in die gewohnte, seiner Arbeit förderliche Umgebung zurückzukehren, gewachsen sein. Er spricht dies nicht deutlich aus, aber die zitierten Klagen über Langeweile deuten es an.