Norderney
Chronik einer Insel
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Winterliche Insel
Heute weht es tüchtig. Aber gerade das lockt uns an den Strand. Den warmen Pullover hochgeschlossen und die Mütze tief ins Gesicht gezogen, laufen wir von den Dünen hinunter zum Wasser.
Bleigrau ist heute die See. Und wenn der Wind das Wasser hochreißt, sieht es aus, als ritte die wilde Jagd über den Horizont. Hoch gehen die Wellen, das Wasser schäumt und quirlt.
Neptun scheint heute schlechte Laune zu haben. War da nicht eben sein Dreizack zu sehen? - Aber nein, der Gott der Meere zeigt sich doch wohl nur Auserwählten.
Gierig lecken die Wellen über den nassen Sand und wollen unsere Schuhe umspülen. Vom Wasser mitgerissen, treiben Muscheln und Seetang vorbei. Der Wind treibt uns die Gischt ins Gesicht, und wir spüren das Salz des Meeres auf den Lippen.
Wir möchten es den Möwen gleichtun, die ohne Flügelschlag über den grauen Himmel getrieben werden. Einem Himmel, unendlich weit, der fern am Horizont eins wird mit der bleifarbenen See.
Es wird schon dunkel, und der Leuchtturm beginnt eben seine Zeichen in die Weite zu senden. Auf unserem Heimweg durch die Dünen begleitet uns das Rauschen des Meeres und der heisere Schrei der Möwe.
Ursula
