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Seite 18

Freiwillige Feuerwehr der Stadt Norderney von 1884/5 - 1985

Sturmfluten

In seinem Jahresbericht 1944 berichtete Wehrführer Becker: "Am 4.2.44 pumpte die Wehr die an der Halemstraße liegenden Keller leer, die durch das über die Kaiserstraße hereinflutende Meerwasser vollgelaufen waren2. Trotzdem.

Am Freitag, dem 16.2.1962 überraschte ein bisher nie dagewesenes Ereignis auch die Feuerwehr. Zwar war nachmittags bei bretthartem Weststurm die Feuerwehr im Einsatz gewesen, um die große Standuhr auf dem Kaiserhof zu bergen, aber abends dann: Wasser in Norderneys Straßen!?

Nach dem Sirenenalarm um 20 Uhr versammelte sich die Feuerwehr ziemlich ratlos am Gerätehaus, Ellernstraße. Der Strom war unterbrochen, sodaß der Telefonnebenanschluß tot blieb. Alarmierungen konnten die Helfer nicht erreichen. Wehrführer Wilt de Boer blieb nichts anderes übrig, als die Gruppen teils mit Fahrzeugen, teils zu Fuß an die vermuteten Schwerpunkte der Flutschäden zu schicken.

Vom Cafe Cornelius bis zum Vestischen Kinderheim waren dann Feuerwehrleute im Einsatz. Links und rechts vom Cafe Cornelius wurden in der Dunkelheit Sandwälle aufgeschüttet und die vom Treibholz(!) zerschmetterte Eingangstür gedichtet und zugenagelt.

Im Vestischen Kinderheim war Hilfe an allen Enden notwendig. Die Straße war auf 5 m Länge weggespült, ein LF dadurch beschädigt, Kinder mußten evakuiert werden, der Keller wurde in stundenlangem Bemühen leergepumpt, war aber am nächsten Tag wieder voll. Filter wurden ge-setzt. Pastor Rautenberg brachte persönlich das Frühstück. An der Einbruchstelle Kaiserstraße war während der Flut nichts zu machen. Das Wasser stand an der Ev. Kirche, in der Benekestraße, fast beim Rathaus, auf der Hafenstraße und seinen Wiesen bis zur Sporthalle, strömte knietief Damenpfad und Luisenstraße hinab zur Brunnenstraße.

Von allen Seiten kamen Schreckensmeldungen. Erst nach Einsetzen der Ebbe wurden an der Kaiserstraße Sandsäcke gefüllt und in einer endlosen, im Kreis laufenden Kolonne an der Einbruchstelle zu einem Wall verbaut, aus Furcht vor der nächsten Flut.

Das von oben bis unten geborstene Haus "Strandvilla Eils" mußte geräumt werden. Erst bei Anbruch des Tages wurde mit dem Auspumpen der Keller begonnen, in der Halemstraße, Kreuzstraße, Heinrichstraße, Friedrichstraße, Karlstraße, Kampstraße, Brunnenstraße, im Luftbahnhof. Eine Dauerarbeitsstelle war die vollgelaufene Niederung zwischen Kaiser- und Halemstraße. Hier war ein Öltank aufgetrieben und das Wasser zwischen den Häusern mit einer dicken Ölschicht bedeckt. Nachdem 200 Sack Ölbindemittel eingeflogen worden waren, wurde ausgestreut und mit Siebschaufeln in fahrbare große Müllbehälter aus den Vorräten der Stadt gefüllt.

Die Männer des Spielmannszuges zogen mit Seilen die Behälter schräg aufwärts zur Straße, von wo LKWs im Pendelverkehr die Ladung zu einer Betonfläche am Hafen brachten, wo das vollgesaugte Ekoperl gelagert wurde. Diese Aktion war ein voller Erfolg. Das Wasser jedoch, einmal weggepumpt, sammelte sich immer wieder, bis das Grundwasser langsam seinen normalen Stand wieder erreicht hatte. Die Schäden an den Fahrzeugen waren groß. Eine LF 15 war nicht mehr zu reparieren, eine LF 16 wegen Ventilbruchs ausgefallen. Die Tragkraftspritzen hatten Zündschwierigkeiten wegen der durch Salzwasser bedingten Kurzschlüsse. 76 Kameraden leisteten 1.605 Arbeitsstunden.

Ähnliche Einsätze brachten auch die zwei Sturmfluten am 3. und 20. Januar 1976.

Die Vorwarnung war besser, und mit Hilfe von Sandsackwällen wurden Halem- und Kreuzstraße abgeriegelt. Die miteinander in Verbindung stehenden Regengullys waren alle abgedeckt worden. Die Maßnahmen hatten aber zur Folge, daß das über die Strandmauer schwappende Wasser in die bisher verschont gebliebenen Keller anderer Straßen lief. Das Wasser in den Straßen stieg schnell, schließlich kippten die Sandsackbarrikaden um, und für die Feuerwehr und die leidgeprüften Anwohner begann das gleiche Drama wie 1962.

Bemerkenswert dazu ist die nicht immer geglaubte Tatsache, daß im Katastrophenfall benachbarte festländische Feuerwehren nicht helfen können, weil sie dann selbst irgendwo im Einsatz stehen. Außerdem fährt dann vermutlich auch kein Schiff, um Helfer und Gerät herbeizuschaffen. Im Brandfall wäre die Anfahrtszeit im besten Falle 1 1/2 Stunden. Das in Notsituationen, in denen es um Minuten geht. Durch bauliche Maßnahmen in den gefährdeten Bereichen scheint die Gefahr von Sturmfluten heute gebannt zu sein, jedoch ist der "Blanke Hans" unberechenbar, und "Tand ist das Gebilde von Menschenhand".


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