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Weihnachtsausgabe Badekurier 1950
 
Seite 11

So echt wie eh und je die musikalischen Kabarettisten Friedel Hensch und Werner Cyprys; auch eine Nummer übrigens, die sich von Norderney aus zur Arrivierten bei Funk, Schallplatte und Film entwickelte, die in den schlechtesten Papiermarkzeiten den lieben Kurgästen Musik, Rhythmus, Humor und frohe Laune schenkte. Ist es immer ein schlechtes Zeichen, wenn der Kritiker, ganz privat zwar nur Gastgeber, gut kritisiert wird, weil dieser selbst gut kritisierte? Etwa so:

Zum Anfang war es fast zum Weinen,
Die Sonne wollte gar nicht scheinen.
Wie eh und je und allzumal
War'n Sie der einz'ge Sonnenstrahl.

Aber ich bin dennoch zufrieden. Die gute Kritik war schon gut. Denn die Cyprys haben sich inzwischen herumgesprochen, weil sie gut sind. Und wie eine verschmitzte Frage empfinde ich jetzt in meinem graugrünen Buch Friedel Hensch's keck hingesetztes "Ick ooch?" Aber natürlich, liebe Friedel Hensch: Sie sind die Beste, Sie waren sie immer!

Jupp Schlösser, der stets heiter gestimmte Kölner Karnevalist, ließ sich in seiner grund offenen Haltung in meiner puppenkleinen Wohnung am 28. August 1949 zu einer Welturaufführung "im kleinsten Kreise der Familie Boden" herbei. Sie alle kennen dieses inzwischen zum Schlager gewordene Karnevalslied der Saison 1949/50, dessen eigentliche Uraufführung am 11. 11. 49, 11 Uhr 11 - wie es alter Brauch will - im Kölner NWDR-Sender erfolgte, während der Text längst in der Handschrift des Schöpfers in Norderney vorlag:

Am Mississippi wächst auch ein Wein,
Doch kann der nie wie der unsere sein.
Wie kämen die Völker sonst üben Meer
Hierher,
Wenn Mississippiwein,
Wenn Mississippiwein,
Wenn Mississippiwein
So gut wie der unsere wär'.

NotizIn einer naturhaft erfrischenden Atmosphäre sang uns Jupp Schlösser dieses entzückende Walzerlied vor und wir ahnten wohl damals schon, daß es eines der erfolgreichsten der Saison würde.

Helga Wille und ihre Nicolets meinen die Kritik höchstpersönlich: "Ueb' immer Treu' und ehrliche Kritik." Sie haben gut reden. Sie brauchen die ehrliche Kritik nicht zu fürchten. Denn ihr Können muß der Ehrliche respektieren. Lale Andersen beschwört die "Insel schönster Kindheits- und Jugend-Erinnerungen". Wahrhaftig: die zur Züricher "Innen­Schwyzerin" gewordene Lili Marleen kann diese Insel ihrer Sehnsucht nicht lassen, zu der sie Jahr für Jahr zurückfindet. Will Höhne streichelt sich im Glanz des längst Arrivierten; er wünscht dem Gastgeber "den richtigen Boden für seine geistvolle Arbeit." Dankeschön, lieber Herr Höhne, für Ihre lautlos dahinsegelnde Empfehlung.

Auch die Politik ist eine Kunst. Wen die internationale kommunalpolitische Konferenz in Norderney auch nur anrührte, spürte es. Diese Kunst wirkt in anderen Regionen. Sie geht uns alle an. Nur die Ahnungslosen negieren sie. Die Konferenzteilnehmer nahmen diese Kunst wirklich ernst. Wir müssen sie deshalb achten. Und wir müssen erst recht einen Mann wie Professor Dr. Adolf Gasser aus Basel achten, der die Parallelen nach seiner nicht ganz unmaßgeblichen Meinung zieht:

Wie liebe ich dies Norderney.
Hier war das Volk seit jeher frei!

Und wir achten die optisch-empfindungsmäßige Aufgeschlossenheit des Herrn Kolbjörn, Vizebürgermeister Kopenhagens und Mitglied des dänischen Reichstages. "Für den, der selbst in der Nähe der Nordsee geboren ist, war Norderney ein Erlebnis." Noch einen Grad inniger, ausführlicher, spricht sich Amgot Engh, stellvertretender Oberbürgermeister von Oslo, aus: "Ich bin zum ersten Male 14 Tage in Norderney gewesen. Meine Hoffnung ist, daß ich baldmöglichst diese schöne Insel Deutschlands mit ihrem schönen Bade, ihren witzigen Herren und lebhaften Damen, wieder besuchen kann. Ich hebe mein Glas auf die Romantik von Norderney!"

Genug der erlauchten Gäste, deren viele das graugrüne Buch noch bevölkern. Norderney sieht die Welt. Die Welt kommt zu ihm. Sie ist ja so klein. Und sie ist so bunt. Es wird so viel gesammelt. Ich sammle die Welt in Norderney. Denn diese Welt hat Ruf in der Welt.


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