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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Norderney im Wiederaufstieg
Aus den Statistiken des ältestens deutschen Nordseebades
Norderney als Badeort ist ein Begriff, über den auch heute noch manche Unklarheiten und Fehlurteile bestehen. Es gilt dieses vornehmlich für die gegenwärtige und künftige Situation der Insel. Man meint vielfach, in Norderney zu allererst ein Stück exelusiver Antiquität zu sehen, gewissermaßen ein Symbol wohl altvertrauter, aber letztlich wenig zukunftsträchtiger Gesellschaftsordnung. Es hieße, diese oberflächliche Betrachtungsweise gutheißen, wollte man sie lediglich mit Stillschweigen übergehen. Aber auch Superlative aus dem eigenen Munde sind wenig dazu angetan, diesen Auffassungen entgegenzutreten. Alleine Zahlenmaterial kann in unserer Zeit des kühl-rechnerischen Denkens derart fundamentale Irrtümer widerlegen. Gewiß, man behauptet, mit Zahlen ließe sich heute alles beweisen. Das liegt uns fern, ebensowenig wie die sehr schweren wirtschaftlichen Verhältnisse geleugnet werden, mit denen man sich auf Norderney - trotz allem - auseinanderzusetzen hat. Gerade dieser überaus harte Existenzkampf aber erhält seinen letzten Sinn durch Erfolge, die man ruhig aufzeigen soll. Norderney ist im Wiederaufstieg, dem vierten in der Geschichte seines Bades.
Als am 17. Mai des Jahres 1797 die ostfriesischen Stände die Einrichtung eines Seebades beschlossen, hatten die jahrelangen Bemühungen einiger ihrer Zeit vorauseilender Leute, des Insel vogtes Feldhausen, des Landphysikus Dr. von Halem und des Freiherrn von Inn- und zu Knyphausen ihre Krönung gefunden. Das älteste deutsche Seebad an der Nordseeküste war geboren. - Aus diesen ersten Jahren des insularen Badelebens liegen keine exakten Zahlen vor. Man spricht wohl in der Saison 1804 von 250 Besuchern, das amtliche Zahlenmaterial verzeichnet vier Jahre später schon 500 Kurgäste. Die Wirrnisse der napoleonischen Kriege drosselten das Kurleben jedoch schon bald vollkommen. Erst langsam setzte der Besucherstrom wieder ein. 1820 sind es 832, 1840: 1.508, 1850: 2.077, 1860: 2.595 und 1869 sogar 4.070 Personen, die Norderney zum Erholungsaufenthalt wählen. Der Kriegsausbruch mit Frankreich läßt die Gäste ausnahmslos sofort heimkehren. Nur 1.136 Besucher werden im Jahre 1870 gezählt. Bereits 12 Monate später aber ist Norderney überreichlich entschädigt. Nach dem siegreich beendeten Feldzug und der Reichsgründung suchen nicht weniger als 5.566 Gäste ihren Sommeraufenthalt auf der Insel. 1880 sind 8.261 Besucher gemeldet, und zehn Jahre später lassen sich sogar schon 17.214 Personen zu Kuren nach Norderney übersetzen. Das Jahr 1900 bringt 25.927 Gäste. Die Ziffer steigt 1911 sogar auf 42.590 Fremde, ein für damalige Zeiten enormer Besucheranfall.
Nach Jahrzehnten eines glanzvollen Aufstiegs, der Norderney zum führenden deutschen Seebade schlechthin machte, trat durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges abermals ein vernichtender Bückschlag ein. Bis zum 1.8.1914 hatten gerade 16.188 frohe Menschen die Insel besucht. Norderney war eine Festung, es mußte sofort geräumt werden. Von nun an weilte fünf Jahre lang kein Gast mehr in den großzügigen Kuranlagen. Erst 1919 kamen wieder 13.301 Menschen. Aber schon bald sollte Norderney erneut das werden, was es einst darstellte. Die Gästeziffern sprechen eine beredte Sprache von den wirtschaftlichen und poitischen Schwankungen jener Jahre:
1919 |
13.301 Kurgäste |
1929 |
36.183 Kurgäste |