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Weihnachtsausgabe Badekurier 1954
 
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HeimatmuseumKommen diese Kranken nun an die See und atmen hier völlig keim-, staub- und abgasfreie Luft ein, so merken viele schon nach einigen Stunden bis Tagen deutlich eine wohltuende Erleichterung, ein Nachlassen des Hustenreizes, ein Nachlassen von Beklemmung und Atemnot, eine Verminderung des Auswurfs und ein Wohlbefinden. Nicht Jedem geht es gleich am ersten Tage so. Mancher wird zunächst vom Reizklima der See gepackt, braucht zunächst einige Tage der Akklimatisation und erst nach längerem Aufenthalt kommt die Heilwirkung zustande. Im Allgemeinen dauert die Gewöhnung 4 bis 7 Tage. Das Frieren hört auf, die Atmung wird freier, Husten und Beklemmung verschwinden, und selbst Wind und Regen hindern den Patienten nicht mehr daran, weite Strandspaziergänge zu machen, wobei er sich dann stunden­ und tagelang in einem für ihn optimalen Milieu befindet. Objektiv läßt sich die Heilwirkung eindrucksvoll nachweisen in der Zunahme der Atembreite (Differenz zwischen Ein- und Ausatmung am Brustumfang), nach vier Wochen um regelmäßig 3 bis 4 an, oft 5 bis 8 cm und in Einzelfällen bis 12 cm(!), im Verschwinden vorher vorhandener Geräusche über den Lungen, im Fehlen anfänglicher Kurzatmigkeit und im Sinken der Zahl der Atemzüge in der Minute von etwa 24 auf 16 (normal). Außerdem tritt durchschnittlich eine Gewichtszunahme von 3 bis 3,5 Pfund, oft 4 bis 6 Pfund, manchmal bis 10 Pfund ein. Dicke, vorher gestaute Patienten nehmen oft 4 bis 6 Pfund ab. Durch geeignete Kurmaßnahmen: Meerwassertrinkkuren. Bäder in der freien See, im Wellenschwimmbad, in der Wanne angewärmt, Meerwasserinhalationen, Brust­ und Ganzmassagen, Sauna- und Schlickanwendungen, läßt sich bei guter Abstufung der einzelnen Maßnahmen im Laufe einer vierwöchigen Kur fast ausnahmslos ein guter Erfolg erzielen.

Analog der günstigen Einwirkung des Seeklimas auf die Erkrankungen der Atemwege verhält sich die Heilwirkung beim Asthma, Heuschnupfen und allergischer Nesselsucht. Der Asthmatiker, zu Haus in dauernder Luftnot und Beklemmung, kann hier in der großen, freien Meereslandschaft besser atmen und sich bewegen, zumal es keine Steigungen gibt (die höchste Erhebung ist die Wetterstation auf der Georgshöhe mit 15 m). Das Asthma (zu deutsch: die Enge) verschwindet.

Aber nicht nur die Schleimhäute im Innern des Körpers, sondern auch der äußere Hautmantel wird durch das heilsame Klima in wunderbarer Weise beeinflußt. Viele Arten chronischer Ekzeme, allen voran die Neurodermitis, jene durch ständigen Juckreiz und entstellenden Ausschlag im Gesicht und am ganzen Körper so quälende Erkrankung, die den Befallenen oft monate-, ja jahrelang arbeitsunfähig macht und ihn selbst und seinen Arzt zur Verzweiflung bringt, da alle Salben, Medikamente und Bestrahlungen nicht helfen, heilen an der Nordsee fast ausnahmslos. Was bei diesen Patienten Bäder, Meerwasser-Trinkkuren und Bindegewebsmassagen fast immer in wenigen Wochen im Verein mit dem Klima der See zustandebringen, grenzt oft ans Wunderbare. Der ewige Juckreiz läßt nach und verschwindet allmählich ganz. Die Haut wird trocken, glatt, kühl und geschmeidig, der Patient kann endlich ungestört schlafen und nach Herzenslust baden und schwimmen. Kein Wunder, daß er auflebt, heiter wird und dankbar die segensreiche Heilwirkung der See anerkennt und genießt.


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