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Weihnachtsausgabe Badekurier 1954
 
Seite 15

Er liebte Norderney auf seine Weise...

Glanz und Elend eines prominenten "Inselgastes" vor einem halben Jahrttausend

Von Wilhelm Freiherr von Krüdener

Wenn die Nordseewellen brausend an den Strand unserer schönen Insel schlagen, steigen aus dem Dunkel der Vergangenheit aus Sage und Geschichte Erinnerungen empor an die kühnen Taten verwegener Gesellen, die in längst vergangenen Zeiten auf Langbooten und Koggen einst diese See befuhren, überall, wo sie erschienen, Schrecken und Furcht verbreitend.

Neben den Wikingern, den heldenmütigen, aber auch zugleich räuberischen Seefahrern des Nordens, die von den Fjorden Norwegens und ihren weit verbreiteten Stützpunkten aus um die Jahrtausendwende mit ihren leichten Langbooten die See durchkreuzten und sogar die Küste Amerikas erreichten, ist in späterer Zeit wohl keine Gestalt so allgemein bekannt geworden, wie die des Seeräubers Klaus Störtebeker und seiner Kumpane Gödeke Michael, Wichmann, Wichbold und der anderen, die die kühnen Fahrten und den Untergang mit ihm teilten.

Ein Jahrhunderte altes Lied von seinem tragischen Ende, ursprünglich im alten Niederdeutsch entstanden, und in ältester Form nicht erhalten, wurde Grundlage vieler Legenden, die sich an den Namen Störtebeker knüpften.

Störtebeker un Gutje Macheel
de roofden beide glikendeel
to Water un to Lande,
bit dat et Got in Hemel verdroot,
do wurden se hol to Schande.

Von der Küste der Ostsee, besonders der Insel Rügen, wo er ein Versteck in den Kreidefelsen der Stubnitz gehabt haben soll, bis an die Küste Ostfrieslands und auch in Mittel- und Süddeutschland ist sein Name bekannt und viele Sagen im Volksmund von ihm beliebt und verbreitet. Er ist aber durchaus eine historische Persönlichkeit, die tatsächlich gelebt hat.

Störtebeker-Kirche von MarienhafeMan kann mit Sicherheit annehmen, daß er bei seinen Fahrten auch unsere Insel anlief, denn sein Hauptsitz in Ostfriesland war in unmittelbarer Nähe von Norderney in Marienhafe, wo der prächtige Turm der Kirche noch heute an ihn erinnert. Aus der Geschichte ist bekannt, daß im Jahre 1390 die Königin von Dänemark und Norwegen, Margaretha, Krieg führte gegen den König von Schweden und die Hauptstadt Stockholm belagerte und in Hungersnot brachte. Die Verwandten des Königs, die Fürsten von Mecklenburg, forderten Seeleute auf, dem bedrängten Stockholm mit "Victualien", d. h., Lebensmitteln zu helfen, und jene, die bereit waren, dies zu tun, wurden mit Kaperbriefen ausgerüstet und erhielten dadurch das Recht, die Küsten Dänemarks und Norwegens zu plündern und Schiffe wegzunehmen. Die so entstandenen Seeräuber wurden im Volksmund "Vitalienbrüder" genannt, sie selbst nannten sich "Likedeelers", weil sie den Raub gleichmäßig unter sich verteilten. Bald machten sie keinen Unterschied mehr zwischen Freund und Feind, und wer sein Gut der See anvertraute, lief Gefahr, von ihnen gekapert und geplündert zu werden. Ihre Losung hieß: "Gottes Freund und aller Welt Feind". Ihre Hauptanführer waren Nikolaus Störtebeker und Gödeke Michael. Störtebeker soll eigentlich Heinrich von Haller geheißen haben und auf der Insel Rügen geboren sein. Nach einer anderen Version soll er ein Edelmann aus der Gegend von Verden gewesen sein und Gödek Michal aus dem Lande Kehdingen stammen. Dem Dom zu Verden sollen sie, um ihre Todsünden abzubüßen, noch bei Lebzeiten sieben Fenster gestiftet und eine jährliche Spende von Brot und Heringen an die Armen gegeben haben. Noch heute erinnert eine Sitte daran, die Fenster sind allerdings nicht mehr vorhanden. Der Name "Störtebeker" soll vom Ausdruck "Stürz den Becher" entstanden sein und wurde ihm wegen seiner Meisterschaft im Trinken gegeben; der Vorname Klaus ist von St. Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer, abgeleitet.


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