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Weihnachtsausgabe Badekurier 1955
 
Seite 12

Daß selbst schwere Krankheiten an der See genau so wie im Hochgebirge heilsam beeinflußt werden, beweisen die Erfolge in Heilstätten für Lungen-, Knochen- und Drüsen-Tbc an der Nordsee. Sämtliche Heilstätten für Lungenkrankheiten in Dänemark liegen beispielsweise auch an der See.

Wer soll nun zur Winterkur an die See gehen? Natürlich in erster Linie die Erkrankungen der Atemwege, chron. Bronchitiden, asthmoide Bronchitiden, Bronchektasen etc. Dann die Allergiker: Asthma, Ekzeme, Neurodermitis, Berufsekzeme. Fischhaut und Seborrhoe ja sogar die Schuppenflechte, die in vielen Füllen auch im Winter genau so gut oder gar besser beeinflußt wird, als im Sommer. Schließlich die vegetativen Dystonien, Erschöpfungszustände, Menschen mit Unter- und Ueberdruck, Nachlassen der Arbeitskraft und Praesklerosen. Schilddrüsenstörungen, abgesehen vom echten Basedow, werden durch den starken Jodgehalt des Seeklimas gut beeinflußt. Unter den Insulanern gibt es überhaupt keinen Basedow!

Das neben den unmittelbaren Heilfakturen eines Kurortes auch die mittelbaren des besonderen Milieus wichtig sind, ist eine Binsenwahrheit. Gerade gegenüber dem Verschleiß des täglichen Lebens mit seiner Hetze, Ueberanstrengung, Unruhe und Angst bietet ein Winteraufenthalt an der Nordsee den gewünschten Gegensatz und Ausgleich. Leben doch heute die meisten Menschen wie die Haustiere und Karnickel im Stall. Ueberall ist eine viel zu geringe körperliche Bewegung in frischer Luft üblich geworden. Man hetzt zwar in überheizten Verkehrsmitteln von und zur Arbeit, aber selbst bewegen tut sich kaum jemand. Hunderttausende besuchen am Sonntag die Sportplätze, aber nur eine kleine, verschwindend kleine Anzahl wirklicher Akteure peitscht im Spiel die Begeisterung der Massen auf. Namhafte ärztliche Autoritäten dagegen machen in neuester Zeit immer wieder darauf aufmerksam, daß viele gefährliche moderne Krankheiten einschließlich der Angina pectoris und wahrscheinlich auch des Krebses durch Mangel an Sauerstoff und Bewegung in frischer Luft zustande kommen. Beides, sauerstoffreiche, ganz reine Luft und reichliche körperliche Bewegung sind an der See im Winter die großen Heilmittel. Dabei ist das Fehlen von Steigungen am Meer für alle Beklemmten, gestauten, kurzatmigen Menschen eine besondere Wohltat. In unglaublich kurzer Zeit akklimatisieren sich die Menschen (durchschnittlich in 5-7 Tagen), und oft schon nach 10 bis 14 Tagen sind sie kaum wiederzuerkennen. Aktiv, vergnügt, mit gerötetem Gesicht und befreiter Atmung genießen sie das wunderbare Schauspiel der kochenden See bei Flut, Springflut und Sturm. Abgehärtet und fit kommen sie abends in ihr warmes Quartier und schlafen des Nachts ungestört in der Ruhe der Kleinstadt am Meer.

Freie Seebäder können durch das Schwimmen im Meerwasser-Wellenschwimmbad mit 22° ersetzt werden. Warme Seebäder, Sauna, Inhalationen mit Meerwasser. Trinkkuren und Schlirkanwendungen, Heilgymnastik und Massagen vervollständigen das Programm des Winterkurgastes. Warme Aufenthaltsräume und ein Lesesaal im Kurhaus lassen ihn die Jahreszeit vergessen.

Dankbar, frischgestärkt, abgehärtet und gefeit gegen banale Infekte verläßt der Wintergast nach 3 - 4 Wochen die Insel. Er hat am eigenen Leib die so nötige und gründliche Umstimmung erlebt und gehört von nun an nicht selten zu den Stammgästen im Winter, darunter bemerkenswert viele Aerzte.

Mögen in Zukunft auch Skeptische einmal den Versuch einer Winterkur an der Nordsee machen, sie werden reich belohnt werden, denn: "Probieren geht über Studieren!"


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