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Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1955
 
Seite 13

Inselgeschehen vor 100 Jahren: Die Telegramme der Monarchen

Eine heitere Anekdote aus Alt-Norderney

Der Telegrafendienst auf der Insel war vor rund 100 Jahren dem bekannten Herrn Fr. anvertraut, in Norden aber den beiden Postassistenten, welche denselben im Nebenamte verwalteten und die Instruktion hatten, in erster Linie die Geschäfte der königlichen Post zu besorgen. Wenn demnach ein Telegramm von Norderney eingelaufen war und jemand an den Postschalter kam, so mußte zunächst der Schalterdienst erledigt und dann erst konnte das Telegramm weitergegeben werden.

Eines Tages nun kommt von der Insel ein Telegramm Seiner Majestät an die Königin von England, welches der diensttuende Beamte sofort nach Emden übertelegrafieren will. Da sich aber die dortige Station nicht meldet, muß die Leitung gestört sein. Für solchen Fall hatte er die Vorschrift, Depeschen des Hofes sofort per Stafette nach Emden zu senden und tut das um so lieber, als diese Extraarbeit ihm persönlich 22 ½ Silbergroschen einbringt. Er schickt deshalb das Telegramm sofort zum Posthalter, damit derselbe es durch reitenden Eilboten nach Emden befördern läßt.

Während der Briefträger noch auf dem Wege zur Posthalterei ist, meldet sich Norderney wieder, aber Norderney muß warten, weil gerade eine etwas umständliche Dame einen Schein für die Personenpost nach Bremen lösen will und die Zeit des Beamten zu dessen innerer Genugtuung so lange in Anspruch nimmt, bis die Stafette auf dem Wege nach Emden sein muß. Nun fragt der Assistent auf Norderney an und erhält ein Telegramm für den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und dessen Gemahlin. Da Emden wieder nicht antwortet, muß er norh einen reitenden Boten mit der Depesche dorthin entsenden. Unterdessen haben sich verschiedene Personen am Postschalter eingefunden, und er läßt Norderney, welchen ein drittes Telegramm anmeldet, mit Vergnügen warten. Endlich kann er auch diese an den Prinzregenten Wilhelm von Preußen gerichtete Depesche annehmen und mit einem reitenden Eilboten nach Emden schicken. Noch einmal wiederholt sich die ganze Geschichte in ähnlicher Weise. Als dann die vierte Stafette mit einem Telegramm expediert ist, und so vier Eilboten nach Emden reiten, meldet sich Emden wieder. Der Beamte gibt also die vier Depeschen an Emden durch, welche daher schon in den Händen der Adressaten waren, als die Postillone auf schweißbedeckten Pferden in Emden anlangten.

Aber das dickste Ende kam noch. Als das Postamt Norden seine Liquidation einreichte, weigerte sich das Hofmarschallamt des Königs, die hohe Rechnung zu bezahlen. Der Hofmarschall, Herr von Malortie, war der vernünftigen Ansicht, daß eine Stafette die vier Telegramme doch hätte überbringen können, und ließ sich von dieser auch nicht abbringen, als ihm mitgeteilt wurde, daß St. Bureaukratius diese praktische Einrichtung angeordnet hätte und nach dem Buchstaben der Instruktion gehandelt wäre.


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