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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Der moderne Mensch, der in ein Netzwerk mannigfacher Pflichten und Lebensgewohnheiten verstrickt ist, bedarf wenigstens einmal im Jahre einer totalen Loslösung aus dem Alltag und des bewußten Erlebens einer anderen Welt, in der keine Arbeitshast und kein Motorenlärm herrschen, und in der er wieder eine Verbindung mit der Natur in ihrer stärksten und ursprünglichsten Form zu finden vermag. Wenn man sich schon in diesen Wintermonaten nach reiflicher Ueberlegung für einen Urlaub an der Nordsee entscheidet, dann schwingt dabei auch unsere Sehnsucht nach Lebensfreude und nach neuer Sinngebung für unser Dasein mit. Nicht oberflächliches Vergnügen und bloßer Zeitvertreib sollen den Inhalt unseres Urlaubs bilden - so notwendig sie auch einmal zur geistigen Auffrischung und Abwechslung sein mögen -, der Hauptzweck eines Urlaubs soll vielmehr darin bestehen, von den inneren Spannungen, in die wir durch die täglichen Sorgen und Gewohnheiten versetzt werden, für eine bestimmte Zeit frei zu sein. Die Voraussetzungen für das Erreichen dieses Urlaubszieles sind gerade bei einem Erholungsaufenthalt in dem Nordseeheilbad Norderney gegeben. Schon weinn man in Norddeich die Eisenbahn oder den Kraftwagen verläßt, um den Dampfer nach Norderney zu besteigen, dann geht der Blick bereits über das unendlich weite Meer, und man spürt, wie leicht sich die heilsame Seeluft im Gegensatz zur staub- und dunstbeschwerten Atmosphäre des Binnenlandes einatmen läßt.
Norddeich ist aber nur der Vorhof des Ferienparadieses an der Nordsee. Noch raucht die Lokomotive neben uns auf dem Bahnsteig und ein erheblicher Kraftverkehr umkreist die Endstation der Bundesbahn. Erst wenn wir einen der schönen Dampfer der Reederei Norden-Frisia bestiegen haben, beginnen wir, uns von dem Festland wirklich zu lösen. Befreiend wirkt es, wie schnell das Festland mit seinem Getriebe hinter uns verschwindet und wie bald die Umrisse der Insel mit ihren weißen Häusern am Strand und dem roten Leuchtturm in den grüngelbschillernden Dünen näherkomen. Die schmale durch Bojen gekennzeichnete Fahrrinne verläuft so, daß wir schon vom Dampfer aus während der wärmeren Jahreszeit das lustige Treiben am Strand beobachten können. Hat man dann das Schiff in dem kleinen Hafen von Norderney verlassen, so erwarten einen Pferdewagen und altertümliche Omnibusse, die an längst vergangene Zeiten erinnern. Das lustige Getrappel der Pferde zu unserem Ferienheim zeigt schon, wie Lebens- und Arbeitshetze unseres motorisierten Zeitalters von der Insel verbannt sind. Hier gelten andere Lebensregeln als in unserem sonstigen Dasein.
So bequem setzt man auch im Winter nach Norderney über. Unser Bild zeigt den großen Achtersalon der neuen "Frisia II", die zusammen mit der "Frisia IV" den dreimal täglichen und an den Sonntagen zweimaligen Verkehr nach der Insel versieht.