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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Wenn man dann ausgeht, daß es landschaftlich schöne Gebiete gab, in denen zwangsläufig oder aus volkswirtschaftlichen Gründen durch Zweckbauten, Versorgungseinrichtungen oder industrielle Großanlagen rigoros in die Natur eingegriffen werden mußte, und daß der Fremdenverkehr dort nahezu gleichlaufend mit dieser Entwicklung erstarb, dann ist - meine ich - die möglichst umfassende Erhaltung des natürlichen Norderney-Bildes identisch mit einer Erhaltung der insularen Anziehungskraft auf den Fremdenverkehr. Unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Struktur Norderneys wird das angesprochene Problem der Landschaftsbewahrung daher auch zu einem zwingenden Gebot der Selbsterhaltung.
Wie in seiner Heilkraft, wird das Meer auch als Teil des Landschaftsbildes sein Antlitz nicht ändern. Anders liegen die Dinge aber schon an seiner Küste, am Strand mit den Vor- und Randdünen. Die hier einsetzende Bebauung durch Schutzwerke, Anlagen des Badebetriebes und Beherbergungsstätten kann durchaus geeignet sein, auch das Bild der See zu beeinflussen. Wo das auf Norderney in negativem Sinne bisher der Fall gewesen ist, sieht die Kurverwaltung eine ihrer künftigen Hauptaufgaben darin, durch sorgfältige Planung zu einer weitgehenden Abstellung dieser Mängel zu kommen. Das Kernproblem im Zusammenhange mit Norderney liegt jedoch nicht an diesen Stellen, sondern als besonders gefährdet sehe ich das weite Gebiet zwischen Strand und Watt außerhalb des geschlossenen Ortes an mit seinen Dünen, Wiesen und Deichen. Noch ist hier Norderney in der glücklichen Lage, auf dem gesamten Ostteil der Insel über ein landschaftlich weitgehend unberührtes Gebiet zu verfügen.
Niemand unter den Norderney-Gästen, der dieses Stück Erde erlebt hat wird sich seinem ungewöhnlichen Reiz verschließen können. Dieses Gebiet wird ein Magnet bleiben, der seine Anziehungskraft nie verliert, wenn es eben nicht - bewußt oder unbewußt - empfindlich gestört wird. Ist nicht eigentlich in dieser Landschaft, wie sie das Bild auf Seite 9 unten zeigt, jedes Bauwerk schlechthin ein Fremdkörper und wirkt damit als Störung? Leider werden aber auch hier einige zweckbedingte Bauten nicht immer zu vermeiden sein. Eines jedoch sollte immer möglich sein: jeden Eingriff mit äußerst behutsamer Hand zu vollziehen, also den Gedanken einer höchstmöglichen Erhaltung dieses erlebnisreichen Bildes immer und absolut in den Vordergrund zu stellen. Wer das verkennt, dürfte sich - zwar langsam, aber immerhin absolut sicher - den Ast absägen, auf dem er auch hier in Norderney sitzt.