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Wo fände sich der Wandel der Umwelt besser mit der Geruhsamkeit verschmolzen als auf dem Schiff? Auf dem Schiff, das nicht an Telegraphenmasten und Meilensteinen seine Eile erweist, da auch die rascheste Seefahrt immer durch dasselbe Medium geht, durch das stille oder leicht atmende oder in Wellen steigende und fallende Meer, durch Ruhe also, durch Rhythmus, ohne die Merkmale der Hast.
Vergiß nicht, daß das Schiff ein auf das abgründige tückische Wasser gestelltes Haus ist!
Unsere Urvorväter sind auf gehöhlten Baumstämmen und auf Flößen über die Gewässer gefahren. Heute bringt dich ein guter Gasthof aus dem Hafen hinaus. Du betrittst einen geräumigen Speisesaal, und ein eifriger Steward bietet dir eine Mahlzeit an. Du kannst in einem Rauchsalon mit dem Knopf des Radio-Apparates den ganzen Lärm der Welt hereinholen und wieder verscheuchen.
Immer aber strömt durch die Luken und Fenster das Licht eines Himmels, den nicht Häuser und Berge einengen, eines Himmels, der mit der See eine unirdische Einheit bildet, tags in der blauen, blauen Fülle, nachts in der mystischen Verbundenheit des Oben und des Unten, über der die Unzahl der Sterne steht.
Trittst du aber aus den Wänden deines schwimmenden Gasthofes hinaus auf das Deck, begrüßt von der heiteren Brise, dem sanften Lächeln des Fahrtwindes, dann wirst du selbst ein Teil der Einheit von Himmel und Wasser. Du läßt dich nieder an einer Stelle des Decks, die dich vor Sonne und Wind behütet. Die Freude der Geruhsamkeit ist jetzt ohne Grenzen. Wie Meer und Himmel grenzenlos erscheinen - die Kimmung, an der sie sich berühren, bildet ja nur eine unwirkliche Kreislinie - so versinkt hier völlig die Grenze des Körperlichen und der Zeit. Aus dieser unermeßlichen Freiheit, dieser erlösenden Abkehr von den lastenden Begriffen der Grenze und des Endes erwächst das Glück einer Schiffsfahrt.