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Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1959
 
Seite 7

Der Naturfreund: Erlebnis Wattenmeer

Am StrandMehr als ein Dutzend Kilometer breit ist durchschnittlich das glitzernde Band des Watts, welches unserer Küste vorgelagert ist - dieser seltsame Raum, der sich zweimal am Tage wandelt zwischen festem Land und wogendem Meer im ewigen Pulsschlag der Gezeiten.

Kosmische Kräfte bewirken dieses Phänomen, diese gewaltige Wasserbewegung der Weltmeere, welche an allen Küsten der Ozeane in Erscheinung tritt. Sie wird hervorgerufen durch die Anziehungskraft von Sonne und Mond und die Fliehkräfte der rotierenden Erdkugel. Ihnen unterliegt jedes Ding auf der Erde - aber nur das Meer als bewegliches, flüssiges Medium kann ihnen folgen und sie sichtbar werden lassen.

Vorstellen müssen wir uns das so: Durch die Drehung der Erde wandert jeder Punkt auf unserem Planeten täglich einmal unter dem Mond hindurch. An der Stelle, die gerade unter dem Erdtrabanten liegt, staut sich das Wasser - der Mond zieht es bei seiner Wanderung über die Ozeane in einem gewaltigen Wasserberg mit. Und auf der dem Monde gegenüberliegenden Seite der Erde entsteht durch die Fliehkraft ein ähnlicher Wasserstau. Draußen auf dem offenen Meer, wo jede augenfällige Vergleichsmöglichkeit zur Höhe des Wasserstandes fehlt, wird uns die um die Erde ziehende Flutwelle natürlich nicht sichtbar. Aber wenn sie die Küsten erreicht, kann sie als Ebbe und Flut ohne Meßinstrument von jedermann gesehen werden. An Steilküsten macht sich ihr Unterschied lediglich in einem Höhenwechsel bemerkbar. Bei uns aber, wo eine Flachküste dem Festland vorgelagert ist, läuft das Wasser, der Flutwelle folgend, kilometerweit ab.

Die Ursachen, welche die stark schwankende Höhe unserer Gezeitenwelle bestimmen, sind viefältig ineinander verwoben. Zweimal innerhalb 24 Stunden schwingt sie in die Nordsee hinein. Dabei läuft eine Welle direkt durch den englischen Kanal und eine zweite nördlich um Großbritannien herum. Diese Flutwelle mit dem weiten Weg um Schottland gelangt erst 12 Stunden später in unseren Bereich - aber schließlich treffen sie doch aufeinander. Dabei können sie sich ebenso abschwächen, wie zu einer höheren Kombinationswelle führen, ein Umstand, der sich im verschieden hohen Auflaufen der Flut kundtut. Gerade in unserem Raum erreicht der Tidenhub mit vier Metern seinen höchsten Stand. Dadurch fällt dann das weite Watt trocken, diese vom Meer geformte, vielleicht eigenartigste Landschaft unserer Erde.

Wer sie kennenlernen will, kann das allerdings nicht vom sicheren Deich aus tun. Wenn man von dort ins Watt hinausblickt, wird man nichts weiter erkennen, als eine riesige, bläulich glänzende Fläche, die sich scheinbar leblos am Horizont verliert. Um seinem Wesen näher zu kommen, muß man schon vordringen in diesen Raum, welcher sechs Stunden dem Meer gehört und ebenso lange dem Land zugeeignet ist - der weder Land ist, noch Meer, wegen des ständigen Wechsels feindlich allem Menschenwerk und daher neben dem Hochgebirge die einzige Urlandschaft in unseren Breiten.


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