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Weihnachtsausgabe Badekurier 1959
 
Seite 9

Die Winterkur-Teilnehmerin: Sauna an der See

WannenbadZuerst ist alles sehr merkwürdig. An der Strandpromenade gischteten eben noch die Wellen empor, und der frische Wind hielt alle Sinne umfangen. Und dann hat man von der Vorhalle des Wellenbades aus einige kleinere Türen geöffnet und sitzt unter lauter unbekleideten Genossinnen, die mit dem Gesichtsausdruck altägyptischer Skulpturen lässig auf ihren Badetüchern ruhen und den Begriff "Eile" nicht mehr zu kennen scheinen. Daß es noch soviel Gleichmut gibt!

Von irgendher wird mit glühendem Atem Hitze ausgestoßen. Von Zeit zu Zeit bemüht sich eine energisch fächelnde Bademeisterin um einen Aufguß. Das Thermometer an der Wand zeigt immer mindestens 60°. Dämpfe werden stärker und schwächer. Sie verteilen sich im Raum, daß man kaum noch Decke und Wände sieht. Zuerst kann man nur sitzen und beobachten. Man will alles möglichst "schnell" machen, um wieder herauszukommen. Aber die Hitze lullt ein, macht willenlos und angenehm schlaff. Lange kann man nicht mehr wach bleiben, glaubt man. Die Gedanken sind so, wie man sie kurz vor dem Einschlafen hat; es sind sinnlose und dennoch bunte und angenehme Gedanken, die gleich wieder vergessen werden. Das Wasser rieselt an einem herunter, als bestünde man aus nichts anderem. - "Schööön", sagt einer der Schatten neben mir mehr zu sich selbst als zu den anderen Wesen. Schön? - na ja, zuerst einmal: zumindest nicht unangenehm, nein, durchaus nicht unangenehm.

Es wird immer heißer, aber es ist keine quälende, sondern eine befreiende Hitze. Die Luft scheint zu kochen. Ein Paar Damen kommen von der "obersten Etage", der dritten Stufe, die - wie bei jeder Sauna nach finnischem Muster - der Decke am nächsten liegt, heruntergeklettert. Weiter unten ist es doch erträglicher. Wenn es gar nicht mehr auszuhalten ist, kann man draußen in kaltem Wasser planschen. Aber das Wasser fühlt sich hier gar nicht mehr "kalt" an.

Gepriesen sei dieser erste Gang, denn wenn es ihn nicht gäbe, dann wären die Frauen hier ihres Lieblingsthemas beraubt. Jede von ihnen hat nämlich schon eine eigene Rezeptsammlung für die Sauna: drei Gänge zu je 20 Minuten soll man machen, schwört die eine, nein, so sei es ganz falsch, sagt die andere, man müßte nämlich...

Interessant sind auch die Sauna - Gespräche. In den Dampfnebel und die Hitze hinein werden Meinungen über Eiweiß - Gesichtsmasken, Mieterschutz - Gesetz, Ragoût fin und die Preise ausgetauscht. Das erhellt, daß diese Frauen hier keine Traumland - Wesen sind, die den Begriff "Eile" nicht kennen, sondern im Gegenteil vielbelastete und vielbeschäftigte Menschen, die hier im Winter auf Norderney nur etwas dafür tun wollen, sich straff, gesund und jung zu erhalten. Die meisten von ihnen sind über 40 Jahre alt und kommen wegen ihrer Kreislaufstörungen, ihrer Bronchitis, ihres Asthmas. Jede Frau nimmt natürlich in der Sauna ab; und die durch Drüsenstörungen besonders korpulenten, wie übrigens die auch aus gleichen Gründen zu dünnen, haben erstaunliche Erfolge.

Und das ist dann der Schluß: das Aufstehen mit ein ganz klein wenig weichen Knien, das letzte wohltuende Abduschen; wenn man will, die Massage und ein wundervolles Ausruhen und Entspannen auf den flachen Liegebetten. Draußen fühlt man sich dann noch einmal so frisch, ausgeglichen und gut durchblutet, die Haut ist straff und samtig, und die Sorgen und die Hast - sie sind plötzlich auch gar nicht so wichtig!


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