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Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1961
 
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KurhausWie der erholungs- oder heilungssuchende Mensch aber nicht nur etwas für seinen Körper tun muß, sondern auch für seine oftmals noch tiefgreifender angekränkelte Seele, so übt die Bewegungstherapie auch noch tiefer in unsere innersten Bereiche ausstrahlende Wirkungen aus. Der Wille wird wieder erzogen, er überwindet Hindernisse, die allgemeine Leistungsfähigkeit wird gesteigert und damit der Lebensmut angefacht. Ruhe und Bewegung sind so höchst erfolgfördernde Bundesgenossen der sonstigen Norderneyer Heilanzeigen, sie sind wertvolle Hilfsmittel für das Ziel der Kur: nicht nur Gesundung, sondern auch Erholung oder Kräftigung. Dabei kann es nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, daß sich gerade während der Monate außerhalb der sommerlichen Hauptreisezeit das Genießen dieses Wechsels am harmonischsten ermöglichen läßt, gleichsam in Anpassung an Ebbe und Flut, das Auf und Ab der unendlichen Weite des Norderney umgebenden Meeres.

Und noch etwas ist vielen Menschen vonnöten, gegen das eine Inselkur in der stillen Jahreszeit besonders förderlich ist: die Erholung vom Lärm. Ist es nicht etwas Sonderbares um unser Verhältnis zu dem Getöse um uns? Von vielen Menschen wird der Lärm der Technik als etwas Natürliches hingenommen, die Geräusche der Natur aber als etwas Unnatürliches, Störendes. Durch die Macht der Gewohnheit scheint uns das Gelärme der Technik nichts mehr auszumachen. Grimm definierte in seinem berühmten Wörterbuch der deutschen Sprache Lärm mit "geräuschvolles Aufsehen machen". Für uns Heutige aber ist Lärm jedes Geräusch (ob laut oder leise), das uns "auf die Nerven" geht. Das kann schon das Tropfen eines Wasserhahnes sein, ein leises Quietschen im Auto, das Klappen von Türen und Fensterflügeln im Luftzug. Demnach ist das Entscheidende, wie Lärm individuell auf den Menschen wirkt, nämlich als Unterbrechung irgendeines Zustandes der geistigen Sammlung, aus einem Zustand der Konzentration. Es hat sich aus einwandfreien statistischen Erhebungen ergeben, daß 23 Prozent lärmgeplagter Menschen eben durch den Lärm nachteilige Folgen körperlicher und seelischer Art erlitten haben. Dabei steht der Straßenlärm als Lärm der Technik mit Abstand an der Spitze. Und so haben sich denn auch Ärzte mit den Schädigungen durch den Lärm befaßt. Sie haben festgestellt, daß die Flut der Geräusche nicht nur nervös macht, nicht nur die geistige Konzentration stört, sondern sogar wachstumsstörend wirken kann, Verkrampfungen mannigfacher Art nach sich zieht, den Blutdruck erhöht (eine Wirkung, die übrigens auch mancher allzu "heißer" Tanzmusik zu eigen ist), die Magendurchblutung verringert und die allgemeine Arbeitsleistung herabsetzt.

Die Erkenntnis, daß der Lärm als eine der Hauptnervensägen unserer Zeit anzusprechen ist, daß auf sein Konto die Managerkrankheit kommt und er auch einen Großteil des anomalen Nervenverschleißes auf dem Gewissen hat, wird künftig auf Norderney aber auch in der Hauptreisezeit besser als bisher ihren Niederschlag finden in Beibehaltung der bisherigen Kraftverkehrseinschränkungen. Geplant ist ferner eine gemeinsame Aufklärungsaktion von Staatsbad und Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe mit dem Ziel, alles nur Erdenkliche zur Wahrung der Kurortruhe zu tun.


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