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Weihnachtsausgabe Badekurier 1961
 
Seite 5

Wir und der Golfstrom

Wissenwertes zu See-Winterkuren

StrandDaß man beispielsweise zu Weihnachten oder schon vor Ostern an die See reisen könnte, erschien noch vor wenigen Jahren fast undenkbar, denn daß es in Deutschland während der Wintermonate kaum ein milderes Klima gibt als auf den ostfriesischen Nordseeinseln, daran wurde kaum gedacht. Diese Eilande, unter ihnen Norderney als ältestes deutsches Nordseebad, stehen nämlich unter dem Einfluß des Golfstromes, so daß blühende Rosen im Spätherbst und manchmal sogar auch noch in den Wintermonaten durchaus vorkommen können. Auch geschieht es hier, daß Bäume und Sträucher, die in südlichen Ländern heimisch sind, wie Oleander, Magnolie und Edelkastanie, ohne Schaden im Freien überwintern können. Die ozeanischen Winde sind sehr viel wärmer und feuchter als die Kontinentalwinde. Sie entziehen trotz ihrer manchmal nicht unerheblichen Stärke dem Körper weitaus weniger Wärme, üben aber einen kräftigen mechanischen Reiz aus, der über Hautgefäße und Hautnerven auf die inneren Organe übertragen wird.

GrafikKenner der heilklimatischen Verhältnisse an der Nordsee betonen immer wieder, daß die reine kristallklare Luft, ihr Reichtum an wertvollen mineralischen Bestandteilen, ihr Feuchtigkeitsgehalt, die ständige Luftbewegung, die reichliche Fülle natürlichen und reflektierten Lichtes und die Unendlichkeit von Raum und Meer Faktoren darstellen, die unserer Gesundheit besonders zuträglich sind und die durch Umstimmung des körperlichen und seelischen Gleichgewichts zur Krankheitsverhütung ebensoviel beitragen wie zur Wiedergesundung und Wiedererstarkung kranker und schwächlicher Gewebe. Häufig wird in entsprechenden Publikationen auch auf den vorbeugenden Charakter von Insel - Winterkuren hingewiesen, wie sie sich in ihren heilklimatischen Einflüssen, besonders auch aus den Einflüssen der milden Golfstromwitterung ergeben. Die ärztliche Heilkunst sieht heute ihre entscheidende Aufgabe darin, das Entstehen von Krankheiten oder die Weiterentwicklung krankhafter Anlagen weitgehend zu verhüten und mit der planmäßigen Durchführung prophylaktischer Heilkuren oder auch abhärtender Rekonvaleszentenkuren dem Krankheitsgeschehen den Boden entziehen. Besonders aussichtsreich haben sich in diesem Zusammenhange prophylaktische Heilkuren an der See bei Katarrhempfindlichkeit, bei hartnäckiger Bronchitis und bei Kindern und Jugendlichen erwiesen, die durch Skrofulose oder postrachitische Zustände, manchmal aber auch ganz einfach durch anlagebedingte konstitutionelle Schwäche in ihrer Entwicklung und Widerstandskraft gefährdet sind. Besonders auf dem Gebiet der Kinderheilkunde sind diese Erkenntnisse zwar keineswegs neu, aber es bedurfte geraumer Zeit, um zu wirklichen Nutzanwendungen auch für den erwachsenen Spätherbst-, Winter- und Frühjahrskurgast zu kommen.

Als Rekonvaleszentenkuren, die neben den vorstehend erwähnten vorbeugenden Kuren in Frage kommen, kann vor allem die Nachbehandlung fieberhafter Erkrankungen der Atemorgane - speziell der Lungen- und Rippenfellentzündung erwähnt werden. Die klimatischen Verhältnisse auf Norderney bieten sich auch in hohem Maße an bei postgrippösen Erkrankungen, bei der Nachbehandlung von Infektionskrankheiten, bei Unterleibserkrankungen und postoperativen Zuständen aller Art. Bei allen diesen Befunden kann man die in festländischen Krankenhäusern sich oftmals über Wochen und Monate hinziehende Rekonvaleszenz mit voraussichtlich sehr viel besserem Erfolg an der Nordsee durchführen. Hier werden Kuren dieser Art von der modernen wissenschaftlichen Erkenntnis getragen, daß bei jeder örtlichen Erkrankung der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen ist und daß am erfolgversprechendsten ein Behandlungsverfahren ist, das über das erkrankte Organ hinaus zu einer entscheidenden Umstimmung der Gesamtpersönlichkeit führt. Immer wieder bestätigt sich das Wort eines namhaften französischen Mediziners:

"Ein Winter an der See wiegt schwerer als zwei Sommer!"


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