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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Insulare Prominenz von einst
Unbekanntes aus der Norderneyer Vergangenheit
Norderneys Aufstieg zu seiner heutigen Bedeutung begann um 1836, als des Königs Ernst August Sohn, der Kronprinz Georg, anfing, alljährlich Norderney zu besuchen. Damals wurde das Eiland der Mittelpunkt heiterer Geselligkeit einer wirklich eleganten Gesellschaft, die sich keineswegs auf das Königreich beschränkte, sondern fürstliche Gäste auch von fern anlockte. Das blieb so bis 1866 - bis zu diesem Jahr wiederholte der Kronprinz und spätere König seine Besuche regelmäßig. Otto von Bismarck (nachmals preußischer Fürst und deutscher Reichskanzler) schreibt 1844: "Daß der Kronprinz (von Hannover) hier (in Norderney) ist, weißt Du; ebenso die Herzogin von Dessau mit ihrer Tochter. Des Vormittags, nach oder vor dem Bade, wird Kegel geschoben, mit riesenhaften Kugeln, außerdem verteilt sich die Zeit mit Whist- und Pharao - Spielen, moquiren und hofiren der Damen, spazieren am Strande, Austern essen, Kaninchen schießen und des Abends ein bis zwei Stunden tanzen. Eine einförmige und gesunde Lebensweise. Soeben meldet mir der Jäger des Kronprinzen, daß ich für heute auf die Annehmlichkeiten der table d'hôte verzichten soll, um zum letzten Mal bei Ihren Königlichen Hoheiten zu essen, wo man im ganzen besser lebt. Dieser Hof ist überhaupt sehr liebenswürdig, für jetzt die einzige angenehme Gesellschaft hier. Die Kronprinzesin ist eine sehr heitere und liebenswürdige Dame, tanzt gern und ist munter wie ein Kind. Gestern machten wir im dicksten Nebel eine Landpartie in die Dünen, kochten Kaffee und späterhin Pellkartoffeln, sprangen wie die Schuljugend in den Sandbergen, und obgleich inklusive Kronprinzessin nur vier Paare, tanzten wir, bis es finster wurde auf dem Rasen, und machten bockspringende Ronden um unser Feuer, kindlich und champetre, on ne peut pas plus. Dergleichen Partien, auch Seefahrten, bei denen die Herrschaften gewöhnlich krank wurden, haben wir öfter gemacht, und ich muß sagen, daß diese Hofgesellschaft vor den meisten übrigen den Vorzug der Ungezwungenheit hatte. Unser Freund Malortie scheint indessen diese Ansicht nicht zu teilen, und sieht stets gelangweilt und verdrießlich aus; nur bei Whist und Cigarre scheint er sich etwas heimischer zu fühlen. Im Ganzen ist es mir doch lieb, daß ich ihn nicht geheiratet habe; er ist meist ansteckend langweilig, seltene lichte Augenblicke ausgenommen."