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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1962
 
Seite 13

1862, Norderney - Die Insel des blinden Königs

der blinde König Georg V.Blenden wir auf das Norderney vor 100 Jahren zurück, dann erkennt man aus alten Aufzeichnungen und Berichten, welch entscheidende Grundlagen damals gelegt wurden zur heutigen Entwicklung der Insel und seines Kurlebens. 1862 - also vier Jahre vor Ausbruch des Bruderkrieges von 1866, der auch das Ende des selbständigen Königreiches Hannover brachte, galt Norderney als wahrhaft "königliche" Insel. Norderney hatte den Status eines "Herrenlandes", und der blinde König Georg V., bereits als Herzog von Cumberland Erbauer des heutigen Staatlichen Kurhotels, erkor das Eiland nach dem Vorbild seiner englischen Verwandten, die Bäder wie Margate und White bevorzugten, zum offiziellen Sommersitz des Hofes. Die Welfen setzten alles daran, Norderney zu einem Treffpunkt bedeutender Persönlichkeiten aus der Welt der Wissenschaft, der Musen, der Politik, aber auch der damaligen Wirtschaft zu machen. In dieser Zeit entstanden neben dem bereits erwähnten Gebäude, das in seiner Größe für Norderney etwas durchaus Ungewöhnliches war und als Sommerschloß diente, viele umfangreiche Anlagen auf der Insel. Die Kureinrichtungen, in der Entstehungszeit des Bades von 1797 bis 1838 notwendigerweise nur mit bescheidensten Mitteln erstellt und instandgehalten, erfuhren zu jener Zeit einen großzügigen Ausbau. Es war ferner gelungen, die wirtschaftliche Lage der Einwohner, die sich nach den napoleonischen Kriegen und dem Verlust der gesamten Handelsflotte geradezu katastrophal gestaltet hatte, zu heben. Damit ging einher, daß den Gästen in vielen Insulanerhäusern und anderen Gebäuden durchweg schon meist respektable Zimmer zur Verfügung standen.

Für damalige Zeiten verfügte Norderney bereits über recht gute Verkehrsverbindungen, ebenfalls ein Zeichen seiner Bedeutung als königliche Sommerresidenz. Von Bremen aus verkehrte das Dampfschiff "Roland" unter der Flagge des Norddeutschen Lloyd von Anfang Juli bis Ende September zweimal wöchentlich. Der Dampfer "Kronprinzessin Marie" fuhr in den Wochen, die man heute "Vorsommer-" oder "Frühherbst-Saison" bezeichnen würde, je nach Bedarf ein- oder zweimal von Emden nach Norderney, und in der Hauptreisezeit war er sogar täglich auf dieser Route eingesetzt. Dieses Schiff gehörte übrigens einem gewissen Reemtsma, dessen Name noch heute in der deutschen Tabakindustrie weiterlebt. Außerdem bestand noch eine Leer-Delfzijler Schiffahrtsgesellschaft, die ihr Dampfboot "Kronprinz von Hannover" nach Norderney einsetzte, und zwar jeweils abwechselnd entweder von Leer oder Emden aus. Von Norddeich bestand eine fahrplanmäßige Segler-Fährverbindung, die das Insel-Fährschiff und ein weiteres angemietetes Fahrzeug bewältigten. Wer die Seekrankheit fürchtete, konnte aber auch mit der Personenpost zum Eiland gelangen, die von Hilgenriedersiel durchs Watt ging und nur dann nicht fahren konnte, wenn einmal sehr hohe Wasserstände oder ungünstig liegende Hochwasserzeiten auftraten. Eine Dampferverbindung Norddeich-Norderney bestand damals noch nicht. Sie kam erst genau zehn Jahre später, 1872, in Gang. Allerdings konnte man vor einem Jahrhundert schon einigermaßen bequem mit der 1856 von Rheine aus in Betrieb genommenen Eisenbahn zum mindesten bis nach Emden gelangen. Die heutige Streckenführung bis nach Norddeich entstand erst 1892, also vor jetzt genau 70 Jahren.


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