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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
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Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1962
 
Seite 16

Ansicht InselkircheDaß die kleinen Königlichen Hoheiten auch sonst als Kinder behandelt wurden, erlebte ich einmal bei der Marienhöhe. Als einige der Mädchen und Knaben am Fußende derselben im Sande spielten, darunter das Töchterchen des ersten Badearztes, Sanitätsrat Riefkohl, ritten die Kinder des Königs mit ein paar Spielgefährten vorbei. Kaum hatte die vierjährige Prinzeß Mary die kleine Riefkohl, welche mit ihr etwa gleichen Alters war, entdeckt, als sie sich an den Diener wandte, der ihren Esel führte: Ich befehle, daß Elli auch auf einem Esel reitet. Dieser aber antwortete: Königliche Hoheit haben nichts zu befehlen, gab dem Esel einen Klapps, und die Prinzessin trabte geknickt weiter.

Soweit der Bericht. Nicht nur bei Festlichkeiten, auch im sonstigen Verkehr ging es 1862 auf Norderney recht gemütlich und patriarchalisch zu. Zwar gab es noch kein Gas, keine Wasserleitung, keine Kanalisation und auch kein Straßenpflaster. Aber schmale Steinpfade, auf denen man nicht zu zweien nebeneinander gehen konnte, führten an den kleinen romantischen, mit Malven, Reseda und Jelängerjelieber bepflanzten Vorgärten der Inselhäuser entlang. Manchmal wohnte die königliche Familie Trauungen in der alten Inselkirche bei. Auch das beschreiben Berichte aus jenen Zeiten sehr eindrucksvoll: "Das kleine Gotteshaus faßte kaum die Zahl der Einwohner und Kurgäste, welche der Trauung beiwohnen wollten. In den ersten Reihen saßen die Anverwandten des jungen Paares. Pastor Reins stand vor dem geschmückten Altar und die Brautleute waren kaum herangetreten, als der König mit seinem Adjutanten, beide in Paradeuniform, erschien und von letzterem an die Seite des Altars geführt wurde. Nachdem das Gebet gesprochen war, begann der Geistliche die Trauhandlung, und nun setzten sich die Zuhörer, welche beim Eintritt Seiner Majestät sich erhoben hatten, nach und nach wieder hin. Der Adjutant lehnte sich an einen seitlichen Kirchenstuhl. Nur der König stand in aufrechter Haltung mit dem Helm unter dem Arm an der Seite des jungen Paares. Mit seiner ebenmäßigen, hohen Gestalt und dem edelgeschnittenen Antlitz, dessen leutseliger Ausdruck nur durch den starren Blick seiner erloschenen Augen getrübt wurde, war Georg V. eine wahrhaft königliche Erscheinung..."

Ebenso einfach, wie der Hofstaat des Königs waren damals die Haushaltungen der anderen fürstlichen Prominenz, die zur Kur auf Norderney weilte. Es gab zwar Bequemlichkeit, aber keinen Luxus. Wenn die Zimmer der mittelständischen Kurgäste mit gestrichenen Möbeln und einem Kanapee, einer Art Gartenbank, auf die mit Seegras gepolsterte und kattunbezogene Kissen gebunden waren, ausgestattet erschienen, so glänzte ein Logis der Fürstlichkeiten durch Mahagoni-Möbel mit Pferdehaarbezug und Hausmacher-Teppichen, die rote oder grüne Streifen aufwiesen. Sie wohnten vor 100 Jahren unter anderer Prominenz auf Norderney in dieser Art der Schwager des Königs, Großherzog Peter von Oldenburg, der Erzherzog Albrecht von Österreich, die Fürsten von Schaumburg-Lippe, der Graf von Chambord.


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