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Weihnachtsausgabe Badekurier 1963
 
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Wer auf naßkalte Witterung leicht mit Erkältungen reagiert oder besonders empfindlich ist, sich bei jedem Wetterwechsel überfordert und bedrückt fühlt, unter unerträglichen Kopf- und Gelenkschmerzen oder an chronischen Katarrhen leidet, sollte sich deshalb überlegen, ob er seinen Urlaub nicht doch nach Möglichkeit in die ausgehenden Spätherbst- oder ersten Wintermonate legen will. Das gilt auch für all die Leute, die schon einen Kuraufenthalt in einem Heilbad hinter sich haben, aber nicht dazu gekommen sind, sich Zeit für diese vom Arzt empfohlene Nachkur zu nehmen. Der Sinn einer Nachkur ist ja der, die positiven Wirkungen der vorausgegangenen Behandlung so zu festigen, daß man nicht von einem gelegentlichen Diätfehler oder einer feucht-nebligen Wetterperiode gleich wieder aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Bei einem Nachurlaub in dieser Jahreszeit kann man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einmal der nebligen, mit Ruß und Industrieabgasen erfüllten Großstadtluft oder dem feuchtkalten Tieflandwinter entfliehen, zum andern in einer Gegend die Wettersicherheit finden, die es dem Organismus erlaubt, sich ohne allzu große Klimabelastungen und anstrengende Umstellungen weiter zu stabilisieren und den Übergang zu den Alltagsbelastungen zu finden.

Die bereits sprichwörtlich gewordene Redensart "Winterurlaub ist doppelter Urlaub" wird jetzt auch von Ärzten, die sich besonders mit Urlaubsproblemen beschäftigt haben, bestätigt. Hier kann nämlich der Höhepunkt der Erholung, der sonst in der Regel erst nach 2 - 3 Wochen eintritt, schneller erreicht werden. Winterkuren an der See, also ausgesprochene Klimakuren, sind auch wetterempfindlichen und vegetativ labilen Leuten zu empfehlen, weil sie hier in diesen Monaten stabile Wetterlagen vorfinden. Die intensive Sonnenstrahlung und die Kälte nach Sonnenuntergang stellen an die Haut erhebliche Anforderungen und zwingen zu kräftiger Bewegung. Das bedeutet für die Haut und den gesamten Organismus vermehrte Durchblutung, erhöhten Stoffwechsel, Aktivierung aller Abwehrkräfte. Das bewirkt nicht nur eine meßbare Verbesserung des Blutbildes, insbesondere des Hämoglobingehaltes, sondern wirkt auch anregend auf alle vegetativen Funktionen, wie Herz-, Kreislauf- und Atemweg, bedeutet also eine echte Umstellung.

Die Nordseeküste und besonders die ihr vorgelagerten Inseln kennen im Winter kaum Schlechtwetterfronten. Das Hochseeklima ist dank der als Heizanlage wirkenden Ausläufer des Golfstromes außergewöhnlich mild und ausgeglichen, was besonders die wetterfühligen Urlauber als Wohltat empfinden werden. Wenn das Baden in der See als Heilfaktor in dieser Jahreszeit auch wegfällt, so sorgt doch der stets bewegte, feuchte und mit Salzen und Mineralien angereicherte Seewind dafür, daß chronische Rachen- und Bronchialkatarrhe, allergische und asthmatische Erkrankungen, auch in den schwersten Verlaufsformen wirksam beeinflußt, ja sogar ausgeheilt werden können. Die Wirkung eines winterlichen Seeaufenthaltes kann heute auch überall durch hydrotherapeutische Maßnahmen, Seewasser-, Schlick- und Saunabäder und durch Meerwassertrinkkuren unterstützt werden.

Seit Ende des vorigen Jahrhunderts sucht ein ununterbrochener Strom von kranken und erholungsbedürftigen Menschen das Seeklima auf. Niemand bezweifelt, daß dem gesunden Großstädter ein Urlaub an der See nützlich ist. Vom Stubenhocker - Dasein befreit erlebt der Gesunde ein leichtes körperliches Training in reiner Seeluft sowie eine Abhärtung, wobei er der Sonnen- und Himmelsstrahlung erheblich stärker ausgesetzt ist als zu Hause. Der Nutzen besteht wie bei jedem Training in einer Verbesserung der Körperfunktionen und Regulationen. Der kranke Mensch sucht die See aus dem gleichen Grunde auf, nämlich um in optimalem klimatischem Milieu eine Verbesserung der Funktion der erkrankten Organsysteme zu gewinnen.

Es ergibt sich als Bilanz unserer heutigen Kenntnisse über den Einfluß des Seeklimas auf den aus dem Binnenland kommenden Kranken neben einer reichen empirischen Erfahrung eine große Anzahl von kritischen Untersuchungsergebnissen, die erkennen lassen, daß es gelingt, mit dem Seeklima einen nachhaltigen Eingriff in die biologischen Regulationen des Organismus vorzunehmen. Dieser Eingriff kann heute in gewissen Grenzen auch dosiert werden. Ausschlaggebend für die Heilerfolge ist einmal die Belastbarkeit des Kranken und die Reaktionsfähigkeit des erkrankten Organsystems, außerdem aber die Richtung der durch das Klima provozierten Funktionsänderungen.


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