Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine
Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Heilende Kräfte der Natur
Aus der Arbeit zweier auf Norderney wirkender Ärzte
Inwieweit Höhenlage, Wetter und Klima auf den menschlichen Organismus einwirken und gegebenenfalls therapeutisch noch gezielter als Heilfaktoren eingesetzt werden können, untersuchte vor einigen Wochen der Chefarzt des Norderneyer Kinderkrankenhauses Seehospiz "Kaiserin Friedrich", Dr. Menger, erst kürzlich in Anerkennung seiner bedeutsamen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Kinderheilkunde im Meeresklima zum außerplanmäßigen Professor an der Johann-Gutenberg-Universität zu Mainz - an der er bereits seit 1957 als Privatdozent lehrte - berufen. Dem Vorhaben Prof. Dr. Mengers im Hochgebirgsklima und an der See stellten sich insgesamt 16 Freiwillige zur Verfügung, ausnahmslos Studierende der Mainzer Alma Mater. Sie verpflichteten sich, insgesamt vier Wochen lang das Leben eines "normalen" Kurgastes zu führen und regelmäßig eine bestimmte Reihe von Untersuchungen an sich vornehmen zu lassen. Zugleich gingen die jungen Leute die Verpflichtung ein, die gleiche Aktion, die sie jetzt in Oberstdorf mitmachten, im kommenden Jahre, ebenfalls vier Wochen lang, auf Norderney zu unternehmen. Prof. Dr. Menger, der übrigens schon seine Dissertation der Bedeutung des Wetters auf den menschlichen Organismus widmete und seither systematisch an der Erforschung von Wetter- und Klimaeinflüssen auf Gesunde und Kranke weiterarbeitete, fand für seine neuerlichen Vorhaben sowohl beim Balneologischen Institut der Universität München ein offenes Ohr, als auch beim Deutschen Bäderverband eine offene Hand.
Was jetzt im Allgäu vorgenommen wurde, das waren vornehmlich Messungen aller Art, und dies in jeweils verschiedenen Höhen. So fuhren die Mainzer Studenten, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, vier Tage hintereinander mit der bekannten Söllereck-Seilbahn nach Schrattenwang und mit der Nebelhornbahn aufs Nebelhorn, um dort jeweils zwei Stunden zu verbringen. Gerade diese Versuche basierten auf bereits gewonnenen Erkenntnissen von Dr. Horst Jungmann, einem früher schon gelegentlich auch auf Norderney wirkenden Hamburger Arzt. Dr. Jungmann konnte bereits im Mai dieses Jahres auf einer ärztlichen Fachtagung davon Kenntnis geben, daß der Kreislauf des völlig höhen-akklimatisierten Menschen weitgehende Ähnlichkeiten mit demjenigen eines trainierten Sportlers aufweist. Dies würde, so stellten die Mediziner damals auf ihrem Kongreß fest, bedeuten, daß solche Höhenexpeditionen gerade für Gehbehinderte und Kranke das ihnen in der Ebene häufig nur schwer mögliche Training ersetzen könnten. Die Perspektiven, die sich dadurch unter Umständen ergeben, sind es, die Prof. Dr. Menger, der auch eng mit Dr. Jungmann zusammenarbeitet, ergründen will. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen allerdings dürften noch ein bis zwei Jahre auf sich warten lassen, da ihre Auswertung und Abstimmung mit den Wetterämtern ebenso vorliegen muß, wie die bereits erwähnten gleichartigen Untersuchungen mit den 16 "Versuchskaninchen" bei uns auf Norderney.