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Weihnachtsausgabe Badekurier 1964
 
Seite 18

Drittens: du sollst frisches Wasser nehmen und kochen und es sogleich, da es sprudelt, auf den Tee gießen. Denke nur ja nicht, das Wasser sei gleichgültig! Es kann vor allem nicht vor chlorhaltigem Wasser gewarnt werden - es setzt dem Tee einen Geschmack zu, der das Aroma förmlich zerknüppelt. Wer also das Pech hat, mit chlorigem Wasser versorgt zu sein - und es ist ein großes Unglück! - der filtere es zuvor, es gibt jetzt gottlob Vorrichtungen dazu. Und man begnüge sich nicht mit einem Stadium vorm Sprudeln. Erst wenn die vollen hundert Grad Hitze erreicht sind, die das Wasser sprudeln lassen, hat es die Kraft, das Aroma voll zu lösen.

Viertens: du sollst den Tee fünf Minuten lang ziehen lassen. Auch dies gehört zur Chemie des Aromas, welches reifen will, nicht anders als die Traube in der Herbstsonne reift, und dazu die Fülle der Zeit braucht. Die Fülle der Zeit des Tees sind fünf Minuten. Die Goldfarbe, die er alsdann annimmt, das ernste, klare, schimmernde Braungold, wird auch deine Augen erfrischen und dir bestätigen, daß auch diese Regel von Gold ist.

Fünftens: endlich sollst du den Tee umrühren und abgießen. Denn die fünf Minuten des Reifens im kochenden Wasser haben ihn zur Entfaltung gebracht, und was darüber ist, ist von Übel. Der Tee ist eine äußerst feine und zarte Gabe der Natur, aber er ist auch, gleich einer schönen, rassigen und kapriziösen Frau, nicht ohne die Möglichkeit, Gifte und Bitterkeiten zu entfalten. Dies nämlich tut er, wenn du ihn durch langes Abstehen ärgerst. Hüte dich davor. Gießt du ihn aber rechtzeitig ab, so hast du den Extrakt seiner edelsten Eigenschaften, und sie variieren sich dir, ohne an Adel einzubüßen, indem du, je nach deinem Geschmack, Milch, Zucker oder weißen Kandis dazu nimmst.

Dies sind die fünf goldenen Regeln, wie sie von den Meistern des Ostens aufgestellt und uns überliefert sind. Eine Vor-Regel dazu wollen wir noch erwähnen: daß die Teekanne nur aus Porzellan sein darf; die Meister haben sie nicht erwähnt, weil sie überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen sind, daß jemand so barbarisch sein könnte, eine Kanne aus Metall zu nehmen.


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