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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Und Freitagabend ins Sinfoniekonzert... Es gibt etwas Bekanntes, etwas, das man leicht wiedererkennt. Aha, sagt man, das ist die und die Melodie, und man freut sich. Beethoven, Nr.1, ein Klavierkonzert von Mozart, Tschaikowsky, aus "Dornröschen". Ich habe mein kleines Schwarzes angezogen. Denn das hier ist etwas mit Schale. Hier zeigt man, was man im Alltag über der Badehose trägt. Hier zeigt sich gut betucht, wer es am Strand auch besser wäre. Die beiden Dicken aus 314, dem blauweißen Strandkorb gleich neben dem meinen, sie sind nicht wiederzuerkennen. Er silberne Krawatte mit dezenter Perle - wo er die am Strand wohl hinstecken würde? - Sie Diamantenkollier, ersetzt Legitimation durch den 220er, der in Norddeich blieb. Das Orchester spielt redlich. Der junge Pianist wirkt ein wenig blaß gegen das Kupferbraun ihm zu Füßen. Aber mit strahlender C-Dur-Kadenz macht er diesen Mangel wett. Wohlwollender Applaus, maßvoll gesteigert, bleibt aber kultiviert.
Im Foyer ereilt mich der Kleine mit der Brille, der seit Tagen an einem Meisterwerk von Sandburg baut. Er schwärmt für Ballett und Tschaikowsky. Sein Sonnenbrand läuft krebsrot an. Ich sage, ich tanze auch gerne, z. B. Twist, und ob er Letkis könne. Zum Glück rauscht meine neue Freudin heran, mit knapper Besegelung, einen blonden Wiking im Kielwasser, zwingt sie den Tschaikowsky verehrenden Sonnenbrand zum Beidrehen. Leider muß ich sie enttäuschen. Ich habe heute abend keine Lust mehr zum Tanzen. Ich will noch ein wenig ans Meer. Tiefstes Verständnis und andeutendes Lächeln. Frage: Muß, wer allein ans Meer geht, immer Liebeskummer haben...?