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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1965
 
Seite 12

Der Wind ist nicht stärker geworden seit heute morgen. Ich gehe zur Promenade hinunter und bummle auf gut Glück ein wenig in Richtung Nordbad. Eine herrliche Nacht, der Mond ist fast voll. Weit draußen auf der Schiffahrtsroute blitzen Lichter, Musikfetzen wehen heran, verwehen, fliegen auf ins Schwarz. Der Himmel ist bodenlos, grenzenlos, stürzt in den Raum ohne Übergang. Einen Augenblick hat man das Gefühl, alle die Lichter, die langen Fühler des Leuchtturms und die Lichter der Hotels, die verstreuten Lichter der Häuser, sie haben keine andere Aufgabe, als die, diese kleine Insel auf der Erde festzuhalten, diese Sandbank zwischen den Gezeiten mit ihren schmucken Häuschen und plattenbelegten Promenaden daran zu hindern, auf und davon zu fliegen in die Schwerelosigkeit des Alls.

So sind die ersten frostigen Herbstnächte im Gebirge, im Engadin. Die Berge stoßen ins Nichts. Darüber nur Raum, Milliarden Lichtjahre.

Als ich langsam zurückgehe, fällt der Mond voll auf die Reihe der Häuser am Strand. Sie wirken so seltsam zierlich, so anständig ausgerichtet, so betulich, so proper weiß. Ich muß unwillkürlich lachen. Da liegt das Meer, denke ich, und auf der anderen Seite ist die Urweltlandschaft des Watts und darüber der schwarze Himmel. Und da ist nun diese winzige Insel, nicht viel mehr als eine große Sandbank mit künstlich feinen, ordentlichen Häusern, mit Anlagen und Plattenwegen. Da wird Mozart gespielt und "Dornröschen" von Tschaikowsky - und das sind dann wir Menschen...

Von Norddeich kommend hat das Schiff an der Mole festgemacht, hat eine bunte Schar, kinderreich, kofferbepackt, schaufelbewehrt entlassen ins Badeglück. Mich bringt es nun zurück aufs Festland, ins Büro, in den Alltag. Jörn hat mir den Koffer zum Schiff gebracht, mit einem leisen Blitzen in seinen blauen Wikingeraugen. "Na, denn man tschüs!" - "Na, denn tschüs", sage ich, und ich denke daran, gewiß, nächstes Jahr, bestimmt... Die Möwen fliegen noch ein Stück mit. Die Insel wird kleiner und länger der Streifen, den der helle Schaum des Kielwassers legt. Bald ist nur noch ein Pastellfarbenes da, ein Grün, ein Weiß, rote Tupfen. - Bald ist nur noch ein blasser Strich da über der Kimm, der langsam verschwebt.

Wie beschreibt man Norderney?

Eine Insel, umschlossen vom Meer, die Straßen durchweht von Salzluft. Und immer ist da ein helles, silbriges Licht. Immer ist da das Meer...


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