--> https://www.norderney-chronik.de/themen/insel-stadt/presse/nbz/wbk/1965/seite_019.html

NorderneySeiten-Ende

53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

Das Jahr 1398Das Jahr 1797Das Jahr 1849Das Jahr 1862Das Jahr 1873Das Jahr 1948Das aktuelle JahrHilfe/Info

Insel/Stadt | Bilder/Prospekte | Daten/Fakten | Kunst/Kultur

Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine

Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier

Seite Presse | Norderneyer Badezeitung | Sonderausgaben | Badekuriere: Frühjahrsausgaben | Sonderausgaben | Weihnachtsausgaben | 1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1999 | 2000-2003

Seite zurückÜbersichtnächste SeiteFenster schliessen
Weihnachtsausgabe Badekurier 1965
 
Seite 19

Aus der Neuerscheinung "Norderney - Bild einer Insel" von Hinrich Prigge
Jeder Baum ist zu einer Windfahne ausgezogen. Schon im Winter werden die im Herbst angelegten Knospen an der Luvseite großen Belastungen ausgesetzt. Wenn im Frühjahr die Sprosse treiben, fallen viele von ihnen an der Windseite der Austrocknung und dem Sandschliff zum Opfer oder werden in ihrem Wachstum geschwächt. In Lee können sich die Triebe voll entwickeln. Die für die Küste so typischen Windfahnen unserer Bäume sind also in erster Linie Windschur, sind eine durch den vorherrschenden harten Seewind erzwungene einseitige Wuchsform. Der Binnenländer schmunzelt gerne über diesen Dünenwald; er denkt an seine heimatlichen Wälder, und er kennt die Insel zumeist auch nur aus sonnigen Sommertagen. Düneninseln werden im Sturm geprägt. Die Kurgäste sollten solche Sturmtage begrüßen und sie bewußt erleben - draußen in der ungebändigten Natur auf den dampfenden Sandflächen der Weißdünen. Sie sollten aber auch die stillen Wege des Inselwaldes aufsuchen. Da müßte ihnen bewußt werden, daß der schöne Laubwald im Schutze des Ortes wirklich eine Meisterleistung der gemeinsamen Arbeit von Natur und Mensch ist. Norderney hat 50 Hektar zusammenhängende Waldfläche! Sie wurde der Natur abgetrotzt und abgelistet. Viele Kilometer Waldweg für den Kurgast und für den Insulaner erfordern auf einer Düneninsel an der Nordsee Zeit, Geduld, Geld und Einsicht.

Die ungestörte Entwicklung der Seedünen beginnt also mit den niedrigen Binsenquecken-Dünen auf dem Vorstrand, sie verläuft über die hohen Weißdünen und verschiedene Ausprägungen der Graudünen offenbar zum Gebüsch und zum Wald. Immer und überall bleiben und entstehen aber selbst bei ungestörtem Ablauf der Dinge offene oder schüttere Stellen in der Pflanzendecke. Wenn der Wind in solche Blößen stößt, kann eine an sich begraste Graudüne neu aufleben und mit gewaltigen Sandmassen auf die Wanderschaft gehen.

Der Kurgast erlebt unmittelbar, wie labil die Landschaft der Dünen ist und wie hoch die geldlichen Aufwendungen sein müssen, um die gefährdeten Teile zu schützen oder zu sanieren. Er erkennt unschwer, wie selbst auf festen Graudünen durch menschlichen Vertritt helle Trampelpfade aus lockerem Sand entstehen, von denen aus der harte Seewind die ganze Düne aufrollen kann. Der Mensch selbst wird zum ärgsten Feind dieser großen Urlandschaft, wenn er sie unüberlegt oder im Massenaufgebot "mit Füßen tritt". - Für den wirklich Suchenden aber hält die Welt der Dünen ihre Tore immer weit offen.


NBZ - Weihnachtsbadekurier 1965 Hilfe/Info Logo der Chronik © 2002-2024 H.-H. Barty Seitenanfang