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Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1966
 
Seite 24

Große Romantik der kleinen Seereise

Durchs Watt ins Land der Groninger

Nach Verlassen des Norderneyer Hafens fahren wir zunächst in südlicher Richtung durch das Busetief zwischen dem Hohen Riff im Osten und der Itzendorfplate im Westen. Die Plate erinnert an das in der Weihnachtsflut 1717 untergegangene Itzendorf, das aber weiter südlich etwa in Höhe der Norddeicher Funkstation in den Fluten versunken ist. Kurz vor den Leitdämmen, die das Fahrwasser nach Norddeich umsäumen, biegen wir in die Westerriede ein und benutzen die Rinne des Norddeicher Wattfahrwassers. Der baumbestandene Marktplatz von Norden tritt in unser Blickfeld, überragt von dem Dach der Ludgerikirche. Wir überfahren jetzt den Rücken des Slapershörn, der die Wasserscheide des Wattenmeers zwischen dem Norddeicher Fahrwasser und der Osterems bildet.

Durchs Watt ins Land der Groninger

Durch die Seegats zwischen den Inseln fluten die Gezeiten täglich herein und hinaus. Sie wirken wie eine gewaltige Harke, so daß es nie zu einer geschlossenen Nehrungsbildung der Inseln gekommen ist. Bekanntlich zieht sich an der Westküste der Niederlande eine geschlossene Dünenkette von der Rheinmündung bis zur Zuidersee entlang. Dies erklärt sich dadurch, daß hier die Meeresströmung parallel zur Küste verläuft, während an der deutschen Nordseeküste die beiden Flutwellen aus dem Kanal und nördlich von Schottland eine nordwestliche Stoßrichtung zur Küste haben.

Wir fahren an der Funkstelle Utlandshörn vorbei weiter in westlicher Richtung in die Bantsbalje, eine Wasserrinne, die die Erinnerung an die einstige Insel Bant wachruft. Sie ist im 18. Jahrhundert in den Fluten verschwunden. Einst gehörte sie zur Großinsel Burchana, die die Inseln Borkum, Juist, Buise und Bant umfaßte. Im 12. Jahrhundert erfolgte die Auflösung in einzelne Teile, da in damaliger Zeit die modernen Schutzanlagen der Inseln noch unbekannt waren.

Im Norden erblicken wir die langgestreckte Insel Juist, die an der schmalsten Stelle nur 500 Meter breit ist. Fünfmal mußte die Inselkirche weiter östlich verlegt werden, bedingt durch Sturmfluten, Inseldurchbrüche und die Ostwanderung der Inseln. Vorgelagert ist Juist die Vogelschutzinsel Memmert, die wir als Musterbeispiel der Entstehung unserer ostfriesischen Inseln ansehen können. 1880 war sie noch eine reine Sandplate, die dann später durch zusammengewehte Dünen zu einer wirklichen Insel geworden ist. Eine ganz ähnliche Entwicklung zeigt das nahegelegene Eiland Lütjehörn. Die Sande nördlich der Bantsbalje heißen Kopersand; weiter im Süden liegt vor der Leybucht der Leysand. Sie halten die Erinnerung wach an den berühmten Seeräuber Klaus Störtebeker. Der Überlieferung nach soll er den Kirchturm zu Marienhafe mit Kupfer (Koper) und Schiefer (Ley) bedeckt haben, um seinen Raubschiffen den richtigen Kurs zum Störtebekertief nach seinem Piratennest in Marienhafe zu kennzeichnen. Genau weiß es aber keiner. Beim Verlasen der Bantsbalje überqueren wir die Ley, die Abflußrinne der Leybucht, die heute durch den Störtebekerdeich auf ein Drittel des ehemaligen Umfanges zusammenaeschrumpft ist. Dann erreichen wir die Osterems und sehen in der Ferne die Insel Borkum mit ihren Leuchttürmen. Der alte massive Kirchturm wurde mit dem Aufstreben Emdens im 15. Jahrhundert mit einem offenen Kohlenfeuer als Leuchtturm eingerichtet. Neben dem Turm befand sich das Haus eines alten Walfängerkapitäns, dessen Garten noch heute von Walkiefer eingerahmt ist. Auch alte Walfängergrabsteine auf dem Friedhof erinnern an Borkums wirtschaftliche Blüte durch den Walfang im 18. Jahrhundert.


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