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Insel Norderney

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Weihnachtsausgabe Badekurier 1967
 
Seite 20

Ewig junge Vergangenheit

Licht in dunklen Tagen

Ein Norderney-Gast wurde zum Symbol der Freiheit des Geistes
Betrachtungen zum ausgehenden Humboldt-Jahr

Wilhelm von HumboldtZu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Norderney zu ihrem geliebten Feriendomizil erkoren, gehört zweifelsohne Wilhelm von Humboldt. Hier, in einem kleinen Zimmer, das etwa so ausgesehen haben mag wie die nebenstehende, aus der Zeit vor rund 150 Jahren stammende Zeichnung, schrieb er jene Zeilen, die uns vielleicht gerade 1967, seinem 200. Geburtsjahr, besonders anrühren: "Des Schiffes Segel ist schon aufgezogen / Das mich zur Küste gegenüber träget / Vom Wind umspielt, sein Wimpel flatternd wehet / Wenn auch die Fahrt durch mächtge Wellen gehet / Wenn nur dieselbe Hand mein Los dort wäget / Die hier mir Seligkeiten zugewogen!" Leben und Persönlichkeit Humboldts sind beispielhaft, weil in ihm sich eine allgemeine Idee gleichsam selber darstellt. Aus den Stationen dieses Lebens, das vom letzten Drittel des 18. Jahrhunderts bis ins erste des 19. Jahrhunderts hineinreichte, läßt sich die Entwicklung einer Persönlichkeit ablesen, die nicht ohne Widersprüche ist - hausbackene Pedanterie findet sich neben romantischem Enthusiasmus -, im Innersten aber doch von einer großen Spontaneität bestimmt wird.

WohnenMan hat häufig von Humboldts "Doppelseitig-keit", von der "Sphinx", die er gewesen sei, gesprochen, und davon, daß er zeitlebens eine "Maske" getragen habe. Manche Porträts, die von ihm entworfen wurden, haben Züge in seinem Lebensbild gezeigt, die das psychologische Rätsel in diesem Menschen eher noch unlösbarer erscheinen lassen, als das sie es auflösten. Und es ist gewiß keine unziemliche Entwürdigung seines weißen Marmorstandbildes, wenn man in seinen Schriften, vor allem in denen zur Politik, aber auch in seinen Gedichten, Unzeitgemäßes entdeckt, das es schwierig macht, aus seinen Ideen - und nicht nur aus jenen "Ideen" über den Staat - die individuelle und soziale Berufung des Menschen eindeutig abzuleiten. Allerdings darf man sich seinen Gedanken - über welchen Gegenstand auch immer - nicht "naiv" überlassen, sondern muß sich ihnen, "sentimentalisch" - im Schillerschen Sinne - nähern.


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