--> https://www.norderney-chronik.de/themen/insel-stadt/presse/nbz/wbk/1973/seite_005.html

NorderneySeiten-Ende

53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

Das Jahr 1398Das Jahr 1797Das Jahr 1849Das Jahr 1862Das Jahr 1873Das Jahr 1948Das aktuelle JahrHilfe/InfoPDF-Download

Insel/Stadt | Bilder/Prospekte | Daten/Fakten | Kunst/Kultur

Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine

Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier

Seite Presse | Norderneyer Badezeitung | Sonderausgaben | Badekuriere: Frühjahrsausgaben | Sonderausgaben | Weihnachtsausgaben | 1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1999 | 2000-2003

Seite zurückÜbersichtnächste SeiteFenster schliessen
Weihnachtsausgabe Badekurier 1973
 
Seite 5

Kontakte jenseits aller Zwänge des Protokolls

Was es 1973 für Willy Brandt auf Norderney nur gab und was er hier nach seinen eigenen Worten auch lediglich brauchte und suchte bei solch einem Abschaltenmüssen von der Last des politischen Alltags war dieses: wieder den Kontakt fühlen zu Menschen, völlig abseits des Protokolls, ein wenig Kurmusik hören, eine Teestunde mit genesenden Müttern, Wandern über die Strandpromenaden, eine Begegnung mit kranken Kindern und ihren Betreuern im Seehospiz, und ein kurzes Erleben der Insellandschaft bei einer beschaulichen Bus-Rundfahrt. Statt politischer Grundsatzerklärungen gab es Händeschütteln, freundliche Worte von Antlitz zu Antlitz, Herzlichkeit in Urlauberstimmung, Gelöstsein uneingeengt von ideologischen Schranken.

Erforderte dennoch schon einmal am Rande des Norderney-Besuchs die protokollarische Höflichkeit ein offizielles Begrüßungswort, so traten auch hierbei die staatspolitschen Akzente stets In den Hintergrund der Begegnungen. Bundeskanzler Brandt kam, wie bereits betont, des persönlichen menschlichen Kontaktes willen. Dieses Bedürfnis machten vor allem am Mittag dieses Tages auch seine Ausführungen anläßlich des Empfanges in der neuen Genezareth-Kapelle des Kinderkrankenhauses Seehospiz "Kaiserin Friedrich" sehr deutlich. Der Bundeskanzler sagte in seiner Ansprache u. a. wörtlich: "... daß finanzschwache Länder einen Extra-Schluck aus der Pulle bekommen, wobei wir insgesamt vorsichtig operieren müssen. Ich bitte also aus diesem Hinweis, zumal im Blick auf das nächste Jahr, nicht übertriebene Folgerungen abzuleiten.

Das, was ich also heute nicht mitbringe, ist ein Scheck; ich dürfte dies auch gar nicht tun, so ist unsere staatliche Ordnung nicht. Aber ich komme zu Ihnen mit offenem Sinn. Und ich komme zu Ihnen in dem Gefühl, daß wir, die wir staatliche Verantwortung tragen, Ihnen von Zeit zu Zeit unseren Respekt, unsere Anerkennung zeigen und sagen sollten, daß wir Ihnen dankbar sind für den Dienst, den Sie am Nächsten, hier im konkreten Falle am kranken Kind, leisten. Ich habe andere Gelegenheiten in der letzten Zeit schon benutzt, um zu sagen: dies hat eine große Bedeutung über den unmittelbaren Dienst am Kind, am Erwachsenen, am Behinderten oder Bedrückten hinaus. Es hat eine Bedeutung für das Klima, für das Gesamtwachstum unserer Art von Gesellschaft. Und mir liegt sehr viel daran, daß wir uns messen lassen in den kommenden Jahren nicht allein an den hohen Produktionsziffern und messen lassen nicht allein an dem Erfolgsmenschen. Obrigens auch nicht uns überwältigen lassen durch den Jugendlichkeitsfetischismus, den es hier und da gibt, sondern daß wir uns messen lassen daran, wie wir mit den Schwächeren unter uns umgehen.


NBZ - Weihnachtsbadekurier 1973 Hilfe/InfoPDF-Download Logo der Chronik © 2002-2025 H.-H. Barty Seitenanfang