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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Am ehesten erreichte zweifelsohne auf Norderney Bismarck dieses Ziel mit seinem 1844er Besuch. Seine höchst abenteuerliche Reise wußte er übrigens in Briefen an seine Familie ungemein anschaulich zu schildern. Er war eigentlich noch kein Mensch mit Profil. Zwei Jahre nach seinem Norderney-Aufenthalt sah es politisch um ihn schon anders aus. Als Kreistagsabgeordneter von Jerichow amtierte er im Provinziallandtag von Merseburg. Den vereinigten preußischen Landtagen von 1847 und 1848 gehörte Bismarck bereits als eine der profiliertesten Persönlichkeiten an.
Neun Jahre später kam ein noch mehr verwandelter Bismarck nach Norderney. Zuerst als Legationssekretär, bald danach als Gesandter am Sitz des Deutschen Bundes in Frankfurt. Er saß damals schon in erheblichem Maße an den Schalthebeln der inner- und außerdeutschen Politik.
Lag es daher aus diesem Grunde vor nunmehr fast genau 120 Jahren nicht mehr als nahe, daß sich Norderneys fast ständiger königlicher Sommergast, der blinde König Georg V., lebhaft für den Preußen aus Frankfurt interessierte, ihn zu sich zu ziehen versuchte als eine Kraft, die der später so unglücklich endende Monarch weder in sich verspürte noch - berechtigterweise - glaubte auch bei seinen Mitarbeitern kaum voraussetzen zu können? Auf Norderney allerdings kam keine Begegnung zwischen dem späteren Schöpfer des deutschen Kaiserreiches und seinem wohl mit ersten und prominentesten Opfer nicht mehr zustande. Der Monarch war, wegen der bereits ziemlich fortgeschrittenen Jahreszeit nach Herrenhausen zurückgekehrt. An seiner Stelle empfing auf Norderney den preußischen Bundestagsgesandten Georgs Kabinettschef, Eduard Freiherr v. Scheele.