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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Glanz vor tragischem Hintergrund
Bernhard von Bülow begann seine politische Laufbahn im Dreikaiserjahr 1888 als Gesandter in Bukarest. 1893 wurde er Botschafter in Rom und übernahm 1897 das Staatsekretariat des Auswärtigen. Bereits vor der Jahrhundertwende weilte er auf Norderney, zwar noch nicht zum Reichskanzler und Ministerpräsidenten von Preußen berufen, aber unzweifelhaft doch schon ein überaus glanzvoller Repräsentant seiner Epoche, ein wirksamer Redner, aber euch ein Meister diplomatischer Geschicklichkeit und politischer Taktik. Zu Kaiser Wilhelm II. bestanden jahrelange freundschaftliche Bande.
Alle diese persönlichen und politischen Dinge bildeten mehr oder weniger stark den Hintergrund zu den Norderney-Aufenthalten Bülows. 1904 vereinbarte Bülow im insularen Großen Logierhaus mit seinem russischen Amtskollegen Sergius v. Witte den deutsch-russischen Handelsvertrag. Innenpolitisch hatte der prominente Norderney-Gast ein Jahr vorher einen verbesserten Zolltarif durchgebracht. Doch schon bald, nachdem ihn kaiserliche Gunst in den Fürstenstand erhoben hatte, zeichnete sich auch schon sein Niedergang ab. Mit der "Daily-Telegraphs-Affäre" hatte Bülow das Vertrauen des Monarchen ein für allemal verloren, und als er 1909 im Reichstag an der Finanzreform scheiterte, nahm Wilhelm II. die Demission seines früheren Freundes (und zweifelsohne euch Günstlings) an.